Heute war es endlich soweit, ich habe mich durchgerungen die Oxalsäurebehandlung an beiden Völkern durchzuführen. Wenn sie jetzt nicht brutfrei sind, dann werden sie es wohl auch nicht mehr werden. Die letzten zwei Wochen war es auch zumindest nachts immer gut unter 0°C.
Zuerst einmal ging es an die Vorbereitungen im Haus: Oxalsäurehydrat abwiegen, Aqua dest. abmessen, das ganze in eine Sprühflasche geben, von der ich zuvor mit Wasser bestimmt hatte, wie viel genau ein Pumpstoß ergibt. Praktischer Weise entspricht zweimal Pumpen genau die 3ml, die für jede Wabenseite vorgesehen sind.
Und ja, ich habe mich für die in Deutschland nicht zugelassene Sprühmethode entschieden, die laut Mellifera erfolgreich und bienenverträglich ist. Warum das Verfahren nur bei unseren Nachbarländern zugelassen ist, ist mir ein Rätsel. Da es mir aber zu müßig ist, über deutsche Bürokratie länger nachzudenken, sei es dabei belassen. Ich habe die frisch einlogierten Schwärme auch jeweils mit der Sprühmethode gegen Varroamilben behandelt, was die Bienen gut weg gesteckt haben. Damit ich von dem Säurenebel nichts abbekam, benutzte ich eine Atemmaske, Schutzbrille, Handschuhe und noch eine dicke Fleece-Kapuzenjacke unter der Imkerbluse. Nicht gerade angenehm zum Arbeiten, weil man noch mehr als sonst in seiner Sicht und Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, aber halt einfach wichtig.
Draußen ging es dann weiter mit dem Einlegen frischer Diagnoseböden. Auf den beiden heraus genommenen Böden konnte ich keine ausgeräumten Maden mehr sehen, aber doch noch viele Milben (links blaue Beute, rechts grüne):
Erfahrenere Bienenhalter können am Gemüll wohl ganz gut erkennen, ob noch gebrütet wird, oder nicht. Sind die Wachskrümel hell -> keine Brut, bei dunklen Wachskrümeln -> immer noch Brut.
Aber was ist hell und dunkel? Auf dem folgenden Bild aus dem blauen Volk finde ich das Wachs deutlich dunkler als beim Bild eins weiter unten… Es liegt etwas unterhalb der Bildmitte auch noch ein größeres, rundes Wachsstück, was ich für einen abtrennten Wabendeckel halte:
Hier ist das Wachs heller, vor allem im unteren Bereich
Die Diagnoseböden waren ca. zwei Wochen lang in den Beuten gewesen. Die heute frisch eingelegten Böden werde ich nach drei Tagen einmal genauer auswerten.
Dann habe ich, zum allgemeinen Amusement schnell noch ein Selfie in meiner schicken Montur gemacht – es sieht aus als ob ich an einer UFO-Bergung teilnehmen würde 🙂 Wer jetzt halbwegs genau hinschaut, kann schon meinen Fehler des Tages erkennen. Aber dazu später mehr…
Los ging es mit der blauen Kiste. Gefühlt ist das Volk eher etwas schwach, die Bienenmasse hält sich eher in Grenzen. Ich habe vorsichtig die Rähmchen mit dem Stockmeißel gelöst, und dann im Block weg vom Flugloch geschoben. Bilder gibt es leider keine – im Stress vergessen. Die Bienen waren sehr ruhig und flogen so gut wie gar nicht auf. Dann habe ich sehr zügig jede Rähmchenseite mit zwei Pumpstößen besprüht, an die ursprüngliche Stelle zurückgeschoben, das nächste, und so weiter. Das geht in der Einraumbeute wirklich sehr gut. Wachstuch, Deckel und Abdeckung drauf – und schon fertig.
Dann zur grünen Kiste. Dort sah es ein wenig anders aus – es waren deutlich mehr Bienen, und diese waren auch deutlich lebhafter. Es flogen deutlich mehr Bienen auf, und diese waren auch deutlich weniger von meinem Vorgehen begeistert. Aber da musste ich jetzt durch. Ich habe die Behandlung durchgezogen, war aber selber auch um einiges unruhiger als bei den Nachbarn. Als die Kiste dann wieder geschlossen war, war ich schon recht froh, keinen Stich in die dünnen Latexhandschühchen bekommen zu haben. Ich versuchte noch die auf mir sitzenden Bienen sachte auf die Beute zu bugsieren, damit sie zurück nach Hause finden würden. Voll beladen mit dem Werkzeug ging es die schmale, steile Treppe wieder runter. Und genau dann hörte ich ihn, meinen persönlichen Alptraum! BIENE UNTER DER IMKERBLUSE!!! Irgendwo in Halsnähe summte eine Biene ziemlich sauer.
Im Nachhinein hätte ich ganz gerne ein Video von mir selbst in der folgenden Minute gehabt 🙂 Ich habe gelinde gesagt sehr schnell mein Werkzeug fallen lassen, bin vor die gläserne Terrassentüre gehechtet, wo ich mir die Imkerkutte auszog – im Spiegelbild der Terassentür konnte ich aber nichts sehen, sie erzürnte Biene aber immer noch hören. Mein Heckmeck hat die Laune der Biene nicht gerade gebessert. Es hörte sich so an, als ob sie irgendwo feststeckte und verzweifelt kämpfte. Ich bekam total Panik, dass sie irgendwo in meinen Haaren hing, und ich gleich einen Stich in den Kopf kassierte. ENTER: Adrenalinschub vom Feinsten! Im Wohnzimmer riss ich mir dann in Rekordgeschwindigkeit die Fleece-Kapuzenjacke, mein Halstuch und meinen Pullover vom Leib, immer noch das verärgerte Bienenbrummen hörend. Vor dem Spiegel im Flur kämmte ich mir dann noch recht hektisch die Haare durch – Gott sei dank keine Biene drin!
Nach einem kurzen Durchatmen und Mir-selber-wegen-meines-blöden-Verhaltens-an-den-Kopf-Klatschen suchte ich die arme Biene, die mir so einen Schreck versetzt hatte. Irgendwo in der Fleecejacke wurde ich dann fündig und brachte sie an ihr Flugloch, wo sie wieder ganz brav in ihr Zuhause krabbelte. Wenigstens musste sie für meine Unaufmerksamkeit nicht mit dem Leben bezahlen…
Tja, was kann man dazu sagen, außer dass es sehr hilfreich ist, wenn man den Reißverschluss seiner Imkerbluse auch schließt – und zwar komplett bis oben! Ist mir bis jetzt noch nie passiert, aber so eingemummelt wie ich war, hatte ich es einfach nicht gemerkt, dass die noch offen war. Erschreckend fand ich, dass mich eine einzelne Biene, die nicht mal zugestochen hatte, in so eine Hysterie versetzen konnte. Ich hoffe, das gibt sich wieder 😉