… vertreibt Kummer und Sorgen!
Gleich einen Tag später durfte ich gleich in der Früh wieder zum Schwarmfangen ausrücken, aber diesmal war es kein Schwarm von uns. Am gestrigen Abend wurde ich über einen Schwarm in einem Privatgarten informiert. Da er am Morgen immer noch dort hing, fuhr ich hin, um ihn einzusammeln und an einen anderen Imker zu vermitteln. Unsere eigenen Kisten sind ja aktuell alle besetzt.
Der Schwarm hing sehr angenehm etwas über Kopfhöhe an einem Zwetschgenbaum in einem wirklich wunderschönen Gemüsegarten, in dem es dank der zahlreichen Blüten nur so summte und brummte.
Ein kleiner Hang voller Cotoneaster war schon geradezu laut vor Bienen! Der Schwarm hing sehr kompakt und ich konnte ein paar Kundschafterinnen beobachten, wie sie auf dem Schwarm tanzten und ihre Schwestern über einem potentiellen neuen Nistplatz informierten: (im Video sieht man eine auf drei Uhr)
Mit dem Schwarmfangsack ging es recht leicht, den Großteil des Schwarms gleich mit dem ersten Versuch in die Schwarmkiste zu befördern. Als nach ein paar weiteren Runden die Sammelstelle am Ast immer leerer wurde, konnte ich erkennen, dass der Schwarm da wohl schon etwas länger hing, denn es waren deutliche Wachsspuren zu erkennen – sie hatten bereits mit dem Bau begonnen. Das passiert, wenn in der Nähe keine geeigneten neuen Behausungen zum Einziehen gefunden werden und sich der hochinteressante, sehr „demokratische“ Prozess einer Einigung auf eine neue Bleibe in die Länge zieht:
Wen dieser unglaublich komplexe Prozess näher interessiert, dem kann ich wärmstens das Buch „Bienendemokratie“ von Thomas D. Seeley ans Herz legen.
Da am Eingang der Schwarmkiste bereits kräftig gesterzelt wurde und die fliegenden Bienen sich zügig dort hinein begaben, konnte ich davon ausgehen, dass die Königin in der Kiste war. Ich versprühte noch etwas mit Nelkenöl versetztes Wasser an der Schwarmsammelstelle im Baum. Das überdeckt den Geruch der Königin dort und die restlichen Bienen ziehen etwas bereitwilliger in die Kiste nach, anstatt ewig am Sammelplatz zu verweilen.
Das ging dann auch recht schnell. Soweit zum angenehmen Teil des Schwarmfangs. Was wirklich eine absolute Plage war: Ameisen! Unzählige Ameisen! Heerscharen von Ameisen! Sie krabbelten auf der Schwarmkiste und mir herum, und zwar von Sekunde eins an. Die Kiste konnte ich etwas höher auf einen Steinhaufen stellen, aber da ich leider nicht schweben kann, wurde ich echt geplagt. Der Boden unter dem Baum war ein kiesiger Magerrasen mit sehr schönen Mauerpfeffer und Co.-Ansammlungen, und offensichtlich erstreckte sich darunter ein einziges gigantisches Ameisennest. Ich schüttelte mich immer wieder ab, stampfte wie blöd in der Gegend herum und wechselte andauernd die Position, aber auch fünf Meter weiter in alle Richtungen quollen sie aus dem Boden. Der Bienenbesen war im Dauereinsatz – ich fegte meine Beine ständig ab, und trotzdem krochen sie in Nullkommanichts wieder in meiner Jacke und im Schleier herum und zwickten munter weiter… Es war zum Mäusemelken! Gut, dass mich keiner gesehen hat, wie ich da einen halbstündigen Veitstanz aufgeführt habe. Jedes Mal, wenn ich wieder einen Schwung Bienen vom Baum holte, war ich sofort wieder übersät. Nelkenöl an den Schuhen und Beinen interessiert Ameisen übrigens nicht die Bohne – nur so am Rande bemerkt. Vermutlich machte mein Gehopse und Gewetze die Sache auch nicht besser, ich hatte den Eindruck immer mehr Ameisen anzulocken.
Was dann nach einer halben Stunde Erleichterung brachte, was das hier:
Ich stellte mich schlicht und ergreifend in meine Plastikbox, in der ich die Schwarmkiste im Auto transportierte (jetzt weiß ich auch warum die Dinger Multibox genannt werden – sie sind wirklich sehr vielseitig einsetzbar!). Die Zwickattacken hörten nicht auf, wurden aber immerhin weniger. Ich war dann schon froh, als ich nach einer Stunde mit dem Schwarm (und vermutlich noch ein paar Hundert Ameisen) auf dem Rückweg nach Hause war.
Das Vermitteln des Schwarms ging dann sehr flott! Auf http://www.schwarmboerse.de angeboten, 30 Sekunden später per Mail einen Kontakt vermittelt bekommen, angerufen und eine gute Stunde später war eine nette Jungimkerin samt Nachwuchs da, um den Schwarm abzuholen. Ich habe als Preis dafür den Gegenwert von zwei Kinderimkerjacken von Simon the Beekeeper bekommen, die bei der Bienen AG der Montessorischule noch dringend gebraucht werden können und natürlich sofort bestellt wurden. 🙂 Herzlichen Dank!
Die Bienen durfte am selben Abend noch in ihr neues Zuhause einlaufen. Ich habe von der jungen Bienenkistenimkerin noch zwei Bilder vom Baufortschritt des Schwarms geschickt bekommen, die ich hier zeigen darf:
Vom Sitz und der Bautätigkeit würde ich dem Schwarm Weiselrichtigkeit unterschreiben. Toll, was so ein Zwei-Kilo-Schwarm in nur wenigen Tagen für Fortschritte machen kann! Weiter so!