Tag Archive: Nelkenöl


Am 3. Juni wurde ich bei uns im Ort zu einem Schwarm gerufen, der recht hoch und auch etwas blöd an einem Nadelbaum hing. Die Anrufern war selber Imkerin, der Schwarm war aber nicht von ihr, und sie wollte recht schwanger nicht selber auf die Leiter.

Natürlich gab es auch wieder ganz fieses Gegenlicht, so dass man die Bienen nicht gut erkennen kann:

Es ist dieser etwas dicke Knödel um den Ast in der Mitte des Bildes. Von unten sah es erst nach wenigen Bienen aus, mit der Leiter etwas näher betrachtet, war es doch ein stattlicher Schwarm.

Ich kann nur immer wieder wiederholden – die Anschaffung der Leiter war echt gold wert.

 

Dummerweise waren meine beiden Schwarmfangkisten gerade besetzt (eine noch bei Bine, die den Monsterschwarm darin transportiert hatte, und in der anderen saß die geschlüpfte Prinzessin von gestern noch in Kellerhaft). Also musste ich mit dem allseits dazu gern benutzten Papierkorb vom gelben Möbelriesen improvisieren.

Die Gartenbesitzerin musste selber kurz nach meiner Ankunft weg, der Zugang war über die benachbarte Garagenauffahrt ganz gut möglich. Die Eigentümerin der Garagenauffahrt leistete mir während des Schwarmfangs sehr nett Gesellschaft und ich wurde sogar mit Kaffee und Keksen versorgt – das war wirklich total lieb!

Das Abschütteln der Schwarmtraube in den Schwarmfangsack war leider nicht so einfach, denn der Ast war relativ dick, so dass ich auf der voll ausgezogenen Leiter stehend mit der fast ganz ausgezogenen Teleskopstange in der Hand keinen gescheiten Ruck zustande brachte. Aber viele Rückchen machen dann auch irgendwann einen Ruck. Ich weiß nicht wie oft ich die Leiter rauf und runter bin mit der Teleskopstange und dem Schwarmfangsack – aber nach geschätzt 15-20 mal konnte man gut erkennen, dass die herumfliegenden Bienen sich zunehmend in Richtung Papierkorb und nicht mehr nach oben in den Baum orientierten.

Nach dem Einsprühen des ursprünglichen Landeplatzes mit Wasser und ein paar Tropfen Nelkenöl war dann ganz klar zu sehen: Die Königin war in der Kiste! Ich drehte die Papierkorb-Pflanzenuntersetzer-Spanngurt-Konstruktion um, entfernte den „Boden“, bockte den Papierkorb auf ein paar Steine der netten Garagenbesitzerin und ließ den Bienen Zeit, einzuziehen. Und mir Zeit für Kaffee und Kekse! 🙂 Das ganze Geschehen wurde von der Familie der Garagenbesitzerin samt Enkel und Hund sowie dem ein oder anderen Passanten interessiert mitverfolgt. Immer wieder wurden die Bienen außen am Papierkorb mit Wasser eingesprüht und nach unten gefegt. Das ist auch das ganz große Manko des Papierkorbs – er ist rundum vergittert, und so sehen es die Damen nicht gleich immer ein, warum sie jetzt unten in den Korb hinein sollen, wenn man doch außen auch schön dran hängen kann… Aber es ging dann doch irgendwann und irgendwie voran. Gottseidank, denn wir bekamen an diesem Abend das erste Mal seit Ewigkeiten wieder Besuch zum Pizzaessen, und ich musste den Ofen draußen noch vorheizen!

Ich bekam leider nicht alle Bienen zu 100% in den Papierkorb, aber die paar verbliebenen würde sich hoffentlich in ihrer Ursprungsbeute wieder einbetteln können. Es wäre ja schon immer interessant zu wissen, wo sie herkamen. So ganz weit standen auch meine beiden Schulbeuten weg, aber die waren ja eigentlich schon durch mit Schwärmen…

Ich musste dieses Mal in voller Montur nach Hause fahren, denn während ich mit von meiner netten Bekanntschaft verabschiedete, hatte eine ganze Gruppe Bienen den Weg ins etwas weiter weg stehende Auto zu ihrem Schwarm gefunden. Der Schwarm wurde zu Hause gewogen (gute zweieinhalb Kilo), in die kühle Garage geparkt (wohin ihm auch die noch frei herumfliegenden Bienen folgten) und über die Schwarmbörse an einen Imker aus Seefeld weiter vermittelt, der sie auch am gleichen Abend noch abholte. Ein paar Tage später bekam ich noch die Info, dass sie sich gut eingelebt hatten, und der neue Besitzer bereits die gezeichnete Königin in Eiablage entdecken konnte. Schön, wenn das alles so gut klappt! Und die Pizza danach hatte ich mir bei all dem Geturne auf der Leiter auch redlich verdient. 🙂

 

… vertreibt Kummer und Sorgen!

Gleich einen Tag später durfte ich gleich in der Früh wieder zum Schwarmfangen ausrücken, aber diesmal war es kein Schwarm von uns. Am gestrigen Abend wurde ich über einen Schwarm in einem Privatgarten informiert. Da er am Morgen immer noch dort hing, fuhr ich hin, um ihn einzusammeln und an einen anderen Imker zu vermitteln. Unsere eigenen Kisten sind ja aktuell alle besetzt.

Der Schwarm hing sehr angenehm etwas über Kopfhöhe an einem Zwetschgenbaum in einem wirklich wunderschönen Gemüsegarten, in dem es dank der zahlreichen Blüten nur so summte und brummte.

Ein kleiner Hang voller Cotoneaster war schon geradezu laut vor Bienen! Der Schwarm hing sehr kompakt und ich konnte ein paar Kundschafterinnen beobachten, wie sie auf dem Schwarm tanzten und ihre Schwestern über einem potentiellen neuen Nistplatz informierten: (im Video sieht man eine auf drei Uhr)

Mit dem Schwarmfangsack ging es recht leicht, den Großteil des Schwarms gleich mit dem ersten Versuch in die Schwarmkiste zu befördern. Als nach ein paar weiteren Runden die Sammelstelle am Ast immer leerer wurde, konnte ich erkennen, dass der Schwarm da wohl schon etwas länger hing, denn es waren deutliche Wachsspuren zu erkennen – sie hatten bereits mit dem Bau begonnen. Das passiert, wenn in der Nähe keine geeigneten neuen Behausungen zum Einziehen gefunden werden und sich der hochinteressante, sehr „demokratische“ Prozess einer Einigung auf eine neue Bleibe in die Länge zieht:

Wen dieser unglaublich komplexe Prozess näher interessiert, dem kann ich wärmstens das Buch „Bienendemokratie“ von Thomas D. Seeley ans Herz legen.

Da am Eingang der Schwarmkiste bereits kräftig gesterzelt wurde und die fliegenden Bienen sich zügig dort hinein begaben, konnte ich davon ausgehen, dass die Königin in der Kiste war. Ich versprühte noch etwas mit Nelkenöl versetztes Wasser an der Schwarmsammelstelle im Baum. Das überdeckt den Geruch der Königin dort und die restlichen Bienen ziehen etwas bereitwilliger in die Kiste nach, anstatt ewig am Sammelplatz zu verweilen.

 

 

Das ging dann auch recht schnell. Soweit zum angenehmen Teil des Schwarmfangs. Was wirklich eine absolute Plage war: Ameisen! Unzählige Ameisen! Heerscharen von Ameisen! Sie krabbelten  auf der Schwarmkiste und mir herum, und zwar von Sekunde eins an. Die Kiste konnte ich etwas höher auf einen Steinhaufen stellen, aber da ich leider nicht schweben kann, wurde ich echt geplagt. Der Boden unter dem Baum war ein kiesiger Magerrasen mit sehr schönen Mauerpfeffer und Co.-Ansammlungen, und offensichtlich erstreckte sich darunter ein einziges gigantisches Ameisennest. Ich schüttelte mich immer wieder ab, stampfte wie blöd in der Gegend herum und wechselte andauernd die Position, aber auch fünf Meter weiter in alle Richtungen quollen sie aus dem Boden. Der Bienenbesen war im Dauereinsatz – ich fegte meine Beine ständig ab, und trotzdem krochen sie in Nullkommanichts wieder in meiner Jacke und im Schleier herum und zwickten munter weiter… Es war zum Mäusemelken! Gut, dass mich keiner gesehen hat, wie ich da einen halbstündigen Veitstanz aufgeführt habe. Jedes Mal, wenn ich wieder einen Schwung Bienen vom Baum holte, war ich sofort wieder übersät. Nelkenöl an den Schuhen und Beinen interessiert Ameisen übrigens nicht die Bohne – nur so am Rande bemerkt. Vermutlich machte mein Gehopse und Gewetze die Sache auch nicht besser, ich hatte den Eindruck immer mehr Ameisen anzulocken.

Was dann nach einer halben Stunde Erleichterung brachte, was das hier:

Ich stellte mich schlicht und ergreifend in meine Plastikbox, in der ich die Schwarmkiste im Auto transportierte (jetzt weiß ich auch warum die Dinger Multibox genannt werden – sie sind wirklich sehr vielseitig einsetzbar!). Die Zwickattacken hörten nicht auf, wurden aber immerhin weniger. Ich war dann schon froh, als ich nach einer Stunde mit dem Schwarm (und vermutlich noch ein paar Hundert Ameisen) auf dem Rückweg nach Hause war.

Das Vermitteln des Schwarms ging dann sehr flott! Auf http://www.schwarmboerse.de angeboten, 30 Sekunden später per Mail einen Kontakt vermittelt bekommen, angerufen und eine gute Stunde später war eine nette Jungimkerin samt Nachwuchs da, um den Schwarm abzuholen. Ich habe als Preis dafür den Gegenwert von zwei Kinderimkerjacken von Simon the Beekeeper bekommen, die bei der Bienen AG der Montessorischule noch dringend gebraucht werden können und natürlich sofort bestellt wurden. 🙂 Herzlichen Dank!

Die Bienen durfte am selben Abend noch in ihr neues Zuhause einlaufen. Ich habe von der jungen Bienenkistenimkerin noch zwei Bilder vom Baufortschritt des Schwarms geschickt bekommen, die ich hier zeigen darf:

 

Vom Sitz und der Bautätigkeit würde ich dem Schwarm Weiselrichtigkeit unterschreiben. Toll, was so ein Zwei-Kilo-Schwarm in nur wenigen Tagen für Fortschritte machen kann! Weiter so!

Schwarmwetter!

Ich warte ja schon eine Weile auf den Schwarm aus der bunten Kiste – die ist wirklich rappelvoll, und schon seit einer Weile sind verdeckelte Schwarmzellen zu sehen – aber bei dem Gruselwetter der letzten Tage wollte und konnte das Volk einfach nicht loslegen. Erst vorgestern hatte ich eine volle Honigwabe aus dem Brutraum entnommen und bei den Gelben „geparkt“, damit das bunte Volk wieder Platz zum Bauen hatte. Die sammeln so fleissig, dass schon etwas arg viel Honig im Brutraum war. Dabei konnte ich auch etliche frisch angelegte Weiselzellen sehen, aber noch keine geöffnete:

Für gestern war nun endlich schönes Wetter vorhergesagt, daher hatte ich meine Termine so gelegt, dass ich ab 11 Uhr Zeit für die Schwarmwache hatte.

Aber, wie sollte es auch anders sein, als ich gerade noch im Nachbarortsteil Geisenbrunn beschäftigt war, kam der Anruf vom Nachbar… Um 20 Minuten nach 10! Hui, die waren aber mal früh dran! Zehn Minuten später war ich zur Stelle und fand einen schönen fetten Schwarm oben in Nachbars Fichte:

Das waren wirklich viele Bienen! Der Ast an dem sie sich gesammelt hatten, hing ordentlich nach unten. Notiz an mich – ich brauche noch einen Wassersprüher mit Teleskopstange – dann fliegen auch nicht so viele Bienen aus! 😉

Mit der schönen neuen Leiter (die hat sich jetzt wirklich schon rentiert…) und dem Schwarmfangsack an der Teleskopstange war es kein Problem, den Schwarm in Etappen über den Trichter in die Schwarmkiste zu befördern. Dem Verhalten der Bienen nach war die Königin gleich beim ersten Schwung dabei.

Nach einem guten halben Dutzend Ladungen wurde die Schwarmkiste dann im Schatten geparkt, die restlichen Bienen konnten jetzt über die (zu kleine) Öffnung noch einziehen. Da sich immer wieder etliche Bienen oben im Baum an der Sammelstelle versammelten, habe ich dort gründlich Wasser mit ein paar Tropfen Nelkenöl versprüht, um den Königinnenduft dort zu übertünchen und die restlichen Bienen in die Kiste zu bewegen. In der Zwischenzeit ging ich nachschauen, aus welcher Beute die Bienen kamen.

Meine Erwartung traf zu, schon am Flugverkehr war zu sehen, dass bei den Bunten heute deutlich weniger als sonst los war. Ich entfernte die Weiselzellen bis auf eine schöne große verdeckelte. Kurz meinte ich einmal, das typische „Tüten“ einer jungen Königin zu hören, aber sicher war ich mir nicht. Und dann schlüpfte schon wieder eine junge Königin aus einer der entfernten Weiselzellen vor meinen Augen. Da ich sie nicht töten wollte und konnte, setzte ich sie oben auf die Rähmchen und wollte stattdessen die letzte Weiselzelle herausnehmen. Die junge Königin begann auch sofort zu „tüten“ (so klingt das Geräusch, das sie mittels Vibration erzeugen um ihre noch nicht geschlüpften Konkurrentinnen zu orten und sich derer zu entledigen). Daraufhin stürzten sich eine ganze Menge Arbeiterinnen auf die Königin und es sah so aus, als ob sie sie attackieren würden und versuchten sie abzustechen. Im selben Moment war ein etwas leiserer Ruf aus der Kiste zu hören. Da war dann wohl schon eine Schwester vor ihr geschlüpft und als neue Königin „etabliert“. Mir tat es schon etwas leid um die auffällig helle Jungkönigin, die wohl nur für kurze Zeit das Licht der Welt erblicken konnte. Aber so handhaben Bienen nun mal ihre Fortpflanzung…

Mittags fand dann die Bienen AG in der Schule statt. Ein wenig enttäuscht waren die Kinder schon, als ich ohne den Schwarm im Gepäck auftauchte, aber ich wollte den restlichen Bienen einfach die Zeit geben, um auch noch in die Schwarmkiste zu kommen. Mit ein paar Bildern und Videos vom Schwarm konnte ich sie ein ganz klein wenig an diesem Spektakel teilhaben lassen. Wir konnten sehr guten Polleneintrag beim Volk Monte I beobachten. Der Wabenbau ist auch schon ein gutes Stück weiter vorangeschritten. Das Futter, das ich vorgestern noch bei Regen wieder aufgefüllt hatte, wird auch sehr gut angenommen. Alles in allem machen sie sich sehr gut, obwohl es nur so ein kleines Völkchen ist! Wir könnten allerdings noch ein paar Schutzjacken brauchen, da der Andrang nach wie vor ungebrochen ist… Ich selber habe nur 6 Stück für Kinder, und in Tobis großer Jacke sehen die Kids immer sehr lustig aus. Was mir sehr gefällt, ist wie die Kids sich immer gegenseitig beim An- und Ausziehen der Jacken helfen. Da wird ohne mein Zutun immer genau kontrolliert, ob alles dicht ist, und ob beim Ausziehen noch irgendwo eine Biene drauf sitzt, die ja nicht eingeklemmt werden darf! Toll!

Bislang ist vom Volk Monte I noch nicht eine einzige Varroamilbe auf den Diagnoseboden gefallen. Ich werde das Völkchen trotzdem morgen mit Oxalsäure behandeln, sicher ist sicher…

Zurück zum Schwarm! Gegen zwei Uhr waren fast alle Bienen eingezogen. Ich habe sie dann gewogen (3,2 Kilogramm!!! Wow!) und in den kühlen dunklen Keller gebracht, damit sie etwas zur Ruhe kommen konnten.

Um fünf Uhr abends habe ich sie dann einlaufen lassen – in die erst kürzlich wieder frei gewordene Hälfte der Montessorischuleneinraumbeute. Das war schon fast ein komisches Gefühl, so ganz allein… Weil ich schon ein schlechtes Gewissen habe, dass die Kinder nicht zuschauen konnten, hier gleich extra viele Bilder und Videos vom Einzug von Königin Nova I. (die hoffentlich dabei war – vielleicht entdeckt sie ja von Euch jemand am Bildschirm) und ihrem Gefolge von etwas über 30000 Bienen!

Es ist immer wieder ein beeindruckender Anblick, wie so ein frisch auf das Tuch abgestossener Schwarm „auseinander fließt“!

Der Schwarm zog anfangs sehr rasant ein. Sie sind schon fast in die Beute gerannt!

 

Dann gab es trotz riesiger Öffnung einen dicken Stau, weil es einfach dauert, bis die Bienen in der Beute nach oben in die Rähmchen steigen können. Dank der Plexiglasscheibe oben im Deckel konnte ich schön den Teil mit den Rähmchen abdunkeln und den leeren Raum hell lassen, so dass sie brav gleich in die Rähmchen geströmt sind. Im Vergleich zum letzten Einzug in diesen Teil der Beute flogen viel weniger Bienen auf, obwohl es viel mehr waren und auch wärmer war… (Vielleicht auch weil die Imkerin viel ruhiger und entspannter war, wenn nicht so viele Leute zuschauen) 😉

 

Nach 35 Minuten war der Großteil eingezogen:

Nach einer Stunde war hinten zu und vorne am Flugloch war schön das Sterzeln der Arbeiterinnen zu beobachten:

Hier noch mal mit Bewegung:

Hoffentlich bleibt dieser Schwarm in der Kiste! Ich habe mir da ja noch nie vorher Gedanken drüber gemacht, aber das verunsichert schon, wenn mal ein Schwarm wieder flüchtet… Morgen bekommen sie Futter, und ich denke bei der Größe können wir auch bald das Flugloch ganz öffnen! Also, alle Mann und Frau Daumen drücken, dass es ihnen in der Beute gefällt!

Bei der letzten Schwarmkontrolle am letzten Dienstag waren bei zwei Völkern verdeckelte Weiselzellen zu sehen. Bei den bunten nur eine mittig auf der Wabe – die werden doch nicht schon wieder umweiseln wollen? Die Königin legt doch wirklich super!

Na, sie werden schon wissen, was sie tun.

Und dann überraschender Weise eine ganze Ladung Weiselzellen bei den Roten, sowohl auf der Wabe als auch am Rand. Und die Kiste war recht voll – das ist jetzt wirklich schnell gegangen.

Da werden sich meine „Bienenkinder“ aber freuen, wenn ich die gute Nachricht überbringe…

Einen Tag später war es dann schon so weit, wir waren gerade mit dem Mittagessen fertig (und haben alle während des Essens zum Fenster raus geschielt…), das Wetter war auch halbwegs passablem, als auf einmal draußen der Flugverkehr rasant zunahm. Sie schwärmen! Also rein in die Imkerkutte und raus in die Bienenwolke.

 

Es ist immer wieder ein mehr als beeindruckendes Schauspiel, wenn ein Schwarm startet. Was mir allerdings recht zügig auffiel war, dass sich sehr viele Bienen auf mir und der gesamten Umgebung niederließen. Es war auch nicht wirklich richtig warm.

Und dann kam der leidvolle Moment mit dem Gedanken „Bitte nicht am Dach oben sammeln!“

Doch genau das taten sie. Zumindest ein Teil – der große Rest beschloss wieder zurückzukehren. Vermutlich weil das Wetter eigentlich gar nicht so zum Schwärmen geeignet war…

Hier erkennt man ganz gut, dass das Gros zurück in die Beute kehrt:

Der Stau am Flugloch hielt ganz schön lange an:

Ich glaube ja nicht an selbsterfüllende Prophezeiungen, aber habe ich schon erwähnt, dass ich vor zwei Wochen eine 6m lange Leiter gekauft habe? Zunächst einmal war ich aber der Ansicht, dass der Schwarm das Schwärmen einfach abgebrochen hat. Daraufhin beschloss ich am Spätnachmittag den Schwarm jetzt einfach vorwegzunehmen, da gewisse Leutchen ja schon ganz sehnlich darauf warten und das Volk ja mehr als schwarmbereit war. Es ergab sich nur leider das Problem, dass ich die Königin nicht finden konnte. Auch nach dreimal durchgucken mit Verstärkung durch den Sohnemann war sie nicht zu finden… Ok, Pia I. war auch sonst seltenst zu sehen, die versteckt sich halt gut.

Aber auch am nächsten Vormittag konnte ich sie nicht finden. Ich konnte die Waben auch nicht ewig lange aus der Beute nehmen, sonst würde die Brut unter Umständen zu stark auskühlen.

Und dann begriff ich endlich, dass ich die Königin nicht fand, weil sie einfach nicht mehr da war. Es flogen nämlich leider sehr vereinzelt aber stetig Bienen – ja genau, schlimmer geht es nimmer – aus dem Dachgiebel ein und aus. So ein Mist! Da musste dann wohl die Königin mit dabei sein.

Was ja, soweit ich weiß, nicht das normale Procedere beim Schwärmen ist! Eigentlich wird erst irgendwo in der Nähe der Beute eine Schwarmtraube gebildet, dann suchen Kundschafterinnen eine neue Bleibe, und dann wird eingezogen. Und nicht gleich ins erstbeste Loch gekrochen, neben dem man zufällig nach dem Ausfliegen landet…

Leider reichte meine schöne neue Leiter auch ganz ausgezogen (also noch weiter als hier auf dem Bild) genau nicht bis an den Dachgiebel hinauf.

Ich spielte kurz mit dem Gedanken, bei der Feuerwehr mal freundlich anzufragen, ob sie ihre Drehleiter mal Gassi fahren würden. Da aber in der roten Beute noch so viele Bienen waren, konnte da oben eigentlich gar kein richtiger Schwarm sitzen und da stünden dann Aufwand und Ergebnis in keiner Relation. Also machte ich am Freitag vormittags einen kleinen Ausflug auf unser Dach. Ich bin schwindelfrei, und das Dach ist auch nicht so steil und dank der Flechten sehr griffig, wenn es trocken ist. Und ich war wirklich vorsichtig!!!

Nach einer kurzen Internetrecherche deckte ich den First und einen weiteren Ziegel ab. Selbst ist die Imkerin. Wie befürchtet fand ich dann direkt hinter der Firstendscheibe ein Häufchen Elend an Bienen. Also Schwarmequipment peu a peu aufs Dach gekarrt, und den Bienenknödel ein wenig mit Wasser eingesprüht.

Mit einer kleinen Mehlschaufel habe ich sie dann in die Schwarmfangkiste befördert. Durch viel Glück konnte ich nach zwei Schäufelchen die Königin entdecken! Sie sah mehr als kläglich aus, wie eine getaufte Maus. Mit dem Königinnenclip wurde sie flugs gesichert und in die Schwarmkiste verfrachtet. Dann habe so gut es ging die restlichen Bienen noch eingesammelt, größtenteils einzeln mit dem Besen. Es war kühl, es war windig – kein Wetter, bei dem die Bienen freiwillig in das Flugloch der Kiste flogen… Ich habe über eine Stunden noch Bienen aufgeklaubt, und dann großzügig Nelkenöl verteilt, um den Geruch der Königin zu übertünchen. Sehr sorgfältig habe ich da oben alles wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Dann hieß es alle Mann / Frau / Ausrüstung in etlichen Touren wieder runter vom Dach.

Was dann in der Schwarmkiste war, waren nicht mal 100 Gramm Bienen – und, soweit ich das beurteilen konnte, nicht überlebensfähig. Daher entschloss ich mich zu dem Versuch, sie noch mit ein paar Bienen aus ihrem Ursprungsvolk zu verstärken. Da das rote Volk ja noch keine neue Königin hatte, hoffte ich, dass sich die Arbeiterinnen noch geruchlich an ihre Königin und Schwestern erinnern würden, und nicht gleich ein Gemetzel in der Schwarmkiste stattfinden würde.

Ich stieß also noch von zwei Brutwaben ohne Weiselzellen die Bienen mit Hilfe des Trichters in die Schwarmkiste. Und gottseidank haben sie sich sofort friedlich zu einer Traube vereinigt! Puh, da war ich schon sehr erleichtert! Da es jetzt auch noch zu regnen begann, war ich gleich doppelt erleichtert, weil ich es noch rechtzeitig geschafft hatte, die Bienen vom Dach zu holen. Bei nassen Ziegeln wäre das Ganze nämlich nicht möglich gewesen. Da aber nicht alles glatt gehen konnte, kroch mir beim Verschließen der Beute noch eine Biene unter die Imkerjacke und ich kassierte den ersten Stich des Jahres – ganz knapp über dem Allerwertesten… Es tat aber so gut wie gar nicht weh, und schwoll auch überhaupt nicht an. Scheint eine günstige Stelle für Stiche zu sein. 😉 Hehe, für irgendetwas muss der Winterspeck ja gut sein!

Da ich wegen des beginnenden Regens keine Zeit mehr hatte, die Bienen aus der Beute mit Rauch zum Füllen der Honigmägen zu animieren, habe ich kurzerhand die Schwarmbox noch etwas umgebaut und in die rechteckige Öffnung oben ein Gitter angebracht, auf das ich dann etwas von unserem Honig streichen konnte. Der wurde natürlich begierig angenommen. Im Lauf des Abends und nächsten Morgens habe ich noch ein paar mal nachgelegt. Die Bienen waren sehr ruhig in ihrer Kiste und hatten eine schöne Traube gebildet. Mitsamt der Verstärkung waren es trotzdem nur 657g. Der kleinste Schwarm, den ich je in den Händen hielt.

Und was war das für ein umständlicher und aufwändiger Schwarmfang – recht viel schlimmer geht es wirklich nimmer… Aber wir hatten nun endlich einen Schwarm! Hurraa! Hoffen wir mal, dass der nächste wieder ganz ordinär an einem Baum hängt…

Schwarmalarm!

Ein Frühlingstag! Schon morgens strahlender Sonnenschein nach kalter Nacht – ich habe dann gleich mal meinen geliebten Mittwochmorgensport gecancelt, denn irgendwie war es ja absehbar, dass sich schwarmtechnisch etwas tut. Stattdessen habe ich Kuchen für die Schulveranstaltung am Nachmittag gebacken, am Insektenhotel weitergebastelt und ein wenig im Garten herumgewurschtelt – immer in Hör- oder Sichtweite der Bienen.

Um kurz vor 12 war es dann soweit – es wurde plötzlich sehr laut! Und egal wie sehr ich darauf gewartet habe, mir ist trotzdem beim Anblick der aus der blauen Beute quellenden Bienen der Puls hoch und ein dickes Grinsen ins Gesicht geschossen! 🙂

Es war ein irres Spektakel, als die Bienen wie ein Wasserfall aus dem Flugloch rauschten und eine riesige Wolke über der Garage hin und her schwirrte: (und nein, man fängt Schwärme nicht neuerdings mit dem Heli ein!) 😉

Die Wolke verschob sich dann ganz gemächlich erst zu den 5m entfernten Fichten unseres Nachbarn („bitte nicht so hoch, bitte nicht so hoch!“ und es dauerte eine ganze Weile, bis sich erste Bienengrüppchen in der danebenliegenden Thujenhecke und am Boden davor sammelten:

Es war immer noch extrem laut und sehr viele Bienen kreisten um die Hecke, weshalb ich mich echt wunderte, dass so viele Leute an der Hecke vorbeirollerten und – radelten und nichts zu bemerken schienen. Wenigstens unsere Tochter kam ganz aufgeregt ums Eck, weil sie die vielen Bienen gehört und gesehen hatte.

Der Sammelplatz in der Hecke kam mir gleich wenig ideal für mich vor, was sich dann auch bestätigte. Die Traube war eher lang gezogen und hing relativ weit in der Hecke.

Daher wollte ich dieses Mal die andere Schwarmkiste mit dem Loch für den Trichter und selbigen zum Einsatz bringen. Der Schwarm sah recht groß aus, was auch für die größere Kiste sprach, die auf beiden Seiten Lüftungsgitter besitzt. Aber kein Flugloch… Was ich aber schnell geändert habe. 😉 Von der anderen Kiste wurde kurz das kleine Flugbrettchen, das gleichzeitig als Verschluss dient, ausgeliehen. Um kurz nach eins kam dann mein Schwarmfanghelfer von der Schule, ohne den ich es tatsächlich nicht geschafft hätte, da die Traube sich etwas über meinem Kopf in der Hecke gebildet hatte.

Während ich auf der kleinen Leiter stand, um an der Hecke zu rütteln, hielt mein kleiner Mann die Kiste mitsamt dem Trichter oben drauf über Kopf – starke Leistung! Gemeinsam schafften wir es eine recht große Portion der angefeuchteten Schwarmtraube in die Box zu bekommen. Danach war natürlich erst mal der Teufel los, trotz eher großzügigem Einsatz des Wassersprühers! Die Box wurde nah an der Hecke aufgestellt, und wir konnten auch gleich erste Bienen an der Box sterzeln sehen. Und dann kam der große Nachteil dieser Schwarmkiste ans Tageslicht: die großen Gitterflächen! Denn die Arbeiterinnen können ihre Königin auch durch das Gitter riechen, und sammeln sich entsprechend lieber vor den Gittern, als durch das (von mir auch vermutlich etwas zu klein angebrachte) Flugloch in die Box zu krabbeln.

Wir stellten die Box in den Schatten, und über den ganzen Nachmittag habe ich immer wieder die sich in der Hecke sammelnden Bienen mit Wasser besprüht und in eine weitere Kiste abgeschüttelt, und diese dann vor das Flugloch geschüttet. Am späten Nachmittag habe ich dann die Sammelplätze an der Hecke mit Wasser besprüht, in das ich etwas Nelkenöl gegebenhabe. Damit soll der Duft der Königin“übertüncht“ werden, was wirklich gut geklappt hat.

Auch die von den Gittern habe ich sehr vorsichtig mit einem dünnen Brett „abgeschabt“ (natürlich ohne die Bienen zu verletzen!) und ebenfalls vor das Flugloch befördert. Zwischendrin eine kurze Pause, in der ich zu der Schulveranstaltung musste (natürlich war von meinem Rhabarber-Käsekuchen dann nichts mehr da, obwohl ich ihn gerne probiert hätte) und abends nochmal 2 Stunden Pause für Tennistraining.

Nach Einbruch der Dunkelheit saßen dann nur noch wenige vor dem Flugloch und an den Gittern. Da es nachts noch mal kalt werden sollte, wollten wir die Bienen im Keller übernachten, weshalb der Rest dann mit Hilfe von Tobi um 10 Uhr nachts noch in die zweite Schwarmkiste abgefegt und mit dem Trichter zum restlichen Schwarm hinein befördert wurden. Notiz an mich selbst: in Zukunft auch beim nächtlichen Schwarmfang Hose in die Socken! Aber es war zum Glück nur eine und der Stich oben in die Wade war auch eher nicht so wild.

Ich war heilfroh und hundemüde, als die Kiste im Keller stand, bei den Bienen wieder Ruhe einkehrte und ich endlich duschen und ins Bett konnte!

Heute morgen waren sie sehr brav und ruhig. Ich habe noch ein wenig Wasser durchs Gitter hineingesprüht und werde heute Mittag mal einen Blick ins abgeschwärmte Volk werfen. Da das Wetter heute schön bleiben soll, werden wir sie heute am späten Nachmittag in ihre Beute einlaufen lassen.

Sollte jemand zum Zuschauen kommen wollen, ihr seid herzlich eingeladen!