Tag Archive: Königin käfigen


Heuer ist irgendwie alles ein bisschen anders. Der Frühling war eigentlich keiner – zumindest bei uns hier war es einfach dauernd nass und kalt bis eiskalt. Entsprechend spät ist die ganze Natur hier dran. Auch unsere Bienen! Kaum Honig in den Beuten, so ich denn überhaupt mal gewagt habe die Deckel zu öffnen. Statt Frühtracht war heuer Stubenarrest für die Damen angesagt. In den vorangegangenen Jahren hatten wir schon im April Schwärme – daran war heuer gar nicht zu denken.

Die Bienen konnten heuer kaum ausfliegen und hatten dafür aber wohl im Kollektiv beschlossen, dass statt Honig nun halt neue Königinnen produziert werden sollten. Am 20. Mai erlaubte es mir die Witterung endlich einmal eine Durchsicht zu machen, und prompt schauten mir in vielen Beuten die Weiselzellen entgegen, beim grünen Volk auch schon gleich verdeckelt:

Soweit so gut, unser Urlaub stand erst in genau einer Woche an, das könnte glatt noch funktionieren.

Am 24.Mai war es dann nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens und Entsetzens über das erneut kalte, nasse, windige Wetter. Mein Bauchgefühlt lag richtig, das stärkste Volk aus der Pollenbeute startete trotz eher mäßigen Wetters mit ordentlichem Lärm um kurz nach eins unsere Schwarmsaison!

Wie so oft parkte der Schwarm zunächst einmal in der Hecke zu unserem Nachbarn. Dieses Mal allerdings in der etwas unzugänglichen Ecke ganz hinten, aber mit der langen Leiter würde das kein Problem werden. Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Traube zu formieren begann. Und als Tobi und ich dann unser Equipment gerade zum Nachbarn rüber schleppten, wurde es gleich noch einmal laut. Es kam jetzt schon überraschend, dass die grünen nicht mal eine knappe halbe Stunde auch loslegten. Das Chaos kann man sich vielleicht vorstellen, der erste Schwarm saß noch nicht einmal gescheit, dann kamen noch ein paar Zehntausend dazu – und flogen mehr oder weniger in die gleiche Richtung! Das Durcheinander war perfekt, denn der zweite Schwarm wollte sich keine anderthalb Meter vom ersten Schwarm ebenfalls in der Hecke nieder lassen. Eher auf unserer Seite der Hecke, aber ganz blöd in der Ecke hinter dem Teich… Na, toll!

Wir beschlossen uns erst einmal dem ersten Schwarm zu widmen. Der hatte sich inzwischen schon schön formiert und war recht schnell in der Kiste. Am Verhalten konnten wir recht schnell sehen, dass die Königin in der Kiste sein musste, denn alle wollten rein. 🙂 Die Kiste konnte ich ganz gut in luftiger Höhe auf der Hecke parken, zur Sicherheit mit einem Spanngurt etwas angebunden.

Die sollten jetzt erst einmal in Ruhe einziehen, während wir uns dem zweiten Schwarm widmen wollten. Von dem war aber nur noch ein sehr klägliches Träubchen übrig:

Sicherheitshalber setzten wir sie auch in eine Schwarmkiste, die dann wegen des erneut aufziehenden Regens etwas geschützt werden musste. Wie bereits erwartet, wurde die Kiste immer leerer und leerer. Da war wohl keine Königin mit drin gewesen. Die spannende Frage war nur – wo steckte Corona I.? Hatten sich die beiden Schwärme vereinigt? War der zweite Schwarm wieder zurück nach Hause?

Vom ersten Schwarm hingen immer noch recht viele Bienen außen am Gitter, daher beschloss ich kurzerhand nicht erst alle mühsam hineinzubugsieren, sondern sie gleich so zu uns rüber zu tragen und in die leer stehende gelbe Beute einlaufen zu lassen. Das musste natürlich wegen des Wetters schnell, schnell gehen.

Tat es dann auch!

Am nächsten Tag habe ich dann zunächst die Schwarmzellen beim Pollenvolk bis auf eine schöne, große und gut umsorgte entfernt. (Eine ganze Weile später stellte sich dann heraus, dass das so nicht ganz stimmte, die kleinen Schlawiner hatten nämlich (zum allerersten Mal überhaupt) noch zwei Stück oben in den Honigraum hineinversteckt. Notiz an mich selbst – in Zukunft Honigraum immer mitkontrollieren!).

Und dann ging es an eine Durchsicht bei den grünen. Tatsächlich war die Kiste wieder gut gefüllt, und Corona I. spazierte mir auch durchs Bild. Da die Wetteraussichten wieder mehr als bescheiden waren, und unser Urlaub zwei Tage später anstand, nutzte ich gleich die Gelegenheit zur Schwarmvorwegnahme.

Zur flugs gekäfigten Königin packte ich noch Arbeiterinnen in einen improvisierten Transportkarton mit Lüftungsgitter. Es wartete nämlich jemand schon sehnsüchtig auf einen Schwarm, auch wenn er eher auf der kleinen Seite war. Ich hätte bei diesem Volk nicht so ganz mit einem Schwarm gerechnet, denn aus den Nähten platzten sie nicht gerade. Wie auch immer, nun durften sie ins schöne Oberland zu Sonja umziehen.

Weil das Wetter vor unserem Urlaub definitiv nicht besser werden sollte, machte ich mich gleich noch an die restlichen beiden schwarmbereiten Völker. Mit Tobis Hilfe gelang es dann tatsächlich auch bei diesen noch die Königin zu finden. Bei den blauen mussten wir gemeinsam ganz schön lang suchen, bis ich dann mal wieder ganz typisch aus dem Augenwinkel die hellbraunen Beine von Athena I. entdeckte… Sie sollte mit ihrem Gefolge die große Beute an der Schule wieder zum Leben erwecken.

Aus Platzmangel am Balkon musste ich bei den bunten alleine suchen, hatte aber auch hier recht schnell Glück.

Und weil ich der lieben Sonja zu einem zweiten Volk geraten hatte, holte sie am nächsten Tag gleich noch den nächsten vorweggenommenen Schwarm ab mit Striata I. vom bunten Volk ab.

Ich sah selbst mit geschlossenen Augen immer noch Bienen wuseln, als es spät abends ins Bett ging!

Tags darauf wurden auch bei den restlichen Völkern die Weiselzelle auf eine reduziert. Bei den bunten schlüpfte mir wieder eine in der Hand. Mit zwei Hand voll Bienen als Beigabe wurde sie in eine Mini-Plus-Beute als Ersatzkönigin gesetzt. Hoffentlich klappt das heuer besser als im letzten Jahr! Eine zweite ebenfalls schlupfreife Königin reiste ebenfalls als Ersatzkönigin mit ins Oberland.

So, nun konnte der Urlaub kommen!

… wird vorweggenommen!

Warten auf einen Schwarmabgang kann ja durchaus seine schönen Momente haben:

Spaß beiseite, ich glaube unser Garten war noch nie so ordentlich wie zur Zeit, weil ich nur noch draußen am Arbeiten war, um ja keinen Schwarm zu verpassen…

Am Freitag konnte ich wie erwartet endlich die erste verdeckelte Weiselzelle bei den Grünen feststellen.

 

Aber dann: Kein Schwarm am Freitag (Wetter echt schön, besser als vorhergesagt und immer noch kein Regen), kein Schwarm am Samstag (den ganzen Tag kein Wölkchen am Himmel, ein wenig Wind), kein Schwarm am Sonntag (herrliches Wetter, leichter Wind, aber abends kräftige Gewitter)! Wegen der Urlaubsplanung des Schwarmempfängers drängte nun langsam die Zeit… Also hieß nun die neue Devise Schwarmvorwegnahme, und zwar heute, weil für die nächsten Tage viel Regenwetter angesagt ist. Während es ringsum schon wieder donnerte, sah ich zuerst kurz die Blauen durch, aber immer noch das gleiche Bild, viel Honig, keine Schwarmlaune. Aber die waren ja sowas von friedlich und ruhig trotz des Donnergrollens, es war eine wahre Freude!

Gemeinsam mit Markus ging es dann an die Durchsicht des grünen Volks mit Ziel „Königin finden und dingfest machen“. Leichter gesagt als getan! Wir brauchten fast eine geschlagene Stunde, um das inzwischen recht große Volk einmal von hinten nach vorne komplett abzusuchen. Königin haben wir dabei keine gefunden. Es wird viel Honig eingelagert, es nur noch sehr wenig frische Brut vorhanden – und die bereits verdeckelte Weiselzelle war offen und leer, wie auch die umliegenden auf der gleichen Wabe! In einer waren noch Reste des Futtersafts zu erkennen, aber keine Made darin.

Leider ist auf dem Foto gerade eine Arbeiterin vor die Weiselzelle gelaufen…

Sie haben also den Schwarmvorgang mit diesen Zellen irgendwie abgebrochen – denn geschlüpft konnte da noch nichts sein. Ich hatte bei der Kontrolle am Freitag die Beute auch nur ganz kurz offen gehabt, die Waben sehr vorsichtig bewegt, und es war warm gewesen. Ich hoffe ich habe sie nicht zu oft gestört und damit den Abbruch ausgelöst…

Auf jeden Fall waren auf den anderen Rähmchen noch Weiselzellen in allen möglichen Stadien zu sehen (mit Ei, mit dicker Made und verdeckelt), so dass wir den Schwarm trotzdem vorwegnehmen konnten.

Nur war leider die Königin war auf keinem der 17 Rähmchen zu finden – obwohl wir sie gemeinsam und somit gleichzeitig von beiden Seiten gründlich abgesucht hatten. Da das Wetter hielt suchten wir die Rähmchen dann noch ein zweites Mal ab, dieses Mal vom Flugloch zum Schied. Es war zum wahnsinnig werden! Ein Gewusel aus Arbeiterinnen und sehr vielen Drohnen – keine Königin! Und dann konnte ich sie im allerletzten Moment auf der vorletzten Wabe (!) doch noch entdecken, also weit weg von frischer Brut oder dem eigentlichen Brutnest (aber dessen Lage sehen die Grünen eh nicht so streng…).

Markus konnte sie dann schnell mit dem Clip einfangen (das wollte ich jetzt nicht noch vermasseln, und Markus hatte cleverer Weise schon mit Drohnen geübt!):

(Sorry für die sehr mäßigen Bilder heute – ich war ein wenig aufgeregt und in Eile und habe mit dem Handy leider immer nur ein Bild geschossen, ohne zu kontrollieren, ob man auch das sieht was man sehen soll – in diesem Fall die Königin… Grrr!)

Dann wurden noch von mehreren Waben die Bienen mit Hilfe des Trichters in die Schwarmkiste abgestossen bzw. abgefegt (wenn Weiselzellen auf der Wabe waren), und zuletzt die Königin in die Schwarmkiste dazugegeben.

Und dann war allerseits die Erleichterung recht groß, dass es jetzt doch noch geklappt hat mit unserer ersten Schwarmvorwegnahme. Einen Naturschwarm fangen finde ich dann doch irgendwie vergleichsweise einfach 😉

Ich wünsche Markus viel Freude an Louisa I. und ihrem Gefolge. Wer weiß, vielleicht werden „unsere“ Bienen ja jetzt noch berühmt – denn sie werden nun das erste Volk auf dem Werksgelände von BMW in München! Go, Team Mini!!!