Tag Archive: Einlaufen lassen


Heuer ist irgendwie alles ein bisschen anders. Der Frühling war eigentlich keiner – zumindest bei uns hier war es einfach dauernd nass und kalt bis eiskalt. Entsprechend spät ist die ganze Natur hier dran. Auch unsere Bienen! Kaum Honig in den Beuten, so ich denn überhaupt mal gewagt habe die Deckel zu öffnen. Statt Frühtracht war heuer Stubenarrest für die Damen angesagt. In den vorangegangenen Jahren hatten wir schon im April Schwärme – daran war heuer gar nicht zu denken.

Die Bienen konnten heuer kaum ausfliegen und hatten dafür aber wohl im Kollektiv beschlossen, dass statt Honig nun halt neue Königinnen produziert werden sollten. Am 20. Mai erlaubte es mir die Witterung endlich einmal eine Durchsicht zu machen, und prompt schauten mir in vielen Beuten die Weiselzellen entgegen, beim grünen Volk auch schon gleich verdeckelt:

Soweit so gut, unser Urlaub stand erst in genau einer Woche an, das könnte glatt noch funktionieren.

Am 24.Mai war es dann nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens und Entsetzens über das erneut kalte, nasse, windige Wetter. Mein Bauchgefühlt lag richtig, das stärkste Volk aus der Pollenbeute startete trotz eher mäßigen Wetters mit ordentlichem Lärm um kurz nach eins unsere Schwarmsaison!

Wie so oft parkte der Schwarm zunächst einmal in der Hecke zu unserem Nachbarn. Dieses Mal allerdings in der etwas unzugänglichen Ecke ganz hinten, aber mit der langen Leiter würde das kein Problem werden. Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Traube zu formieren begann. Und als Tobi und ich dann unser Equipment gerade zum Nachbarn rüber schleppten, wurde es gleich noch einmal laut. Es kam jetzt schon überraschend, dass die grünen nicht mal eine knappe halbe Stunde auch loslegten. Das Chaos kann man sich vielleicht vorstellen, der erste Schwarm saß noch nicht einmal gescheit, dann kamen noch ein paar Zehntausend dazu – und flogen mehr oder weniger in die gleiche Richtung! Das Durcheinander war perfekt, denn der zweite Schwarm wollte sich keine anderthalb Meter vom ersten Schwarm ebenfalls in der Hecke nieder lassen. Eher auf unserer Seite der Hecke, aber ganz blöd in der Ecke hinter dem Teich… Na, toll!

Wir beschlossen uns erst einmal dem ersten Schwarm zu widmen. Der hatte sich inzwischen schon schön formiert und war recht schnell in der Kiste. Am Verhalten konnten wir recht schnell sehen, dass die Königin in der Kiste sein musste, denn alle wollten rein. 🙂 Die Kiste konnte ich ganz gut in luftiger Höhe auf der Hecke parken, zur Sicherheit mit einem Spanngurt etwas angebunden.

Die sollten jetzt erst einmal in Ruhe einziehen, während wir uns dem zweiten Schwarm widmen wollten. Von dem war aber nur noch ein sehr klägliches Träubchen übrig:

Sicherheitshalber setzten wir sie auch in eine Schwarmkiste, die dann wegen des erneut aufziehenden Regens etwas geschützt werden musste. Wie bereits erwartet, wurde die Kiste immer leerer und leerer. Da war wohl keine Königin mit drin gewesen. Die spannende Frage war nur – wo steckte Corona I.? Hatten sich die beiden Schwärme vereinigt? War der zweite Schwarm wieder zurück nach Hause?

Vom ersten Schwarm hingen immer noch recht viele Bienen außen am Gitter, daher beschloss ich kurzerhand nicht erst alle mühsam hineinzubugsieren, sondern sie gleich so zu uns rüber zu tragen und in die leer stehende gelbe Beute einlaufen zu lassen. Das musste natürlich wegen des Wetters schnell, schnell gehen.

Tat es dann auch!

Am nächsten Tag habe ich dann zunächst die Schwarmzellen beim Pollenvolk bis auf eine schöne, große und gut umsorgte entfernt. (Eine ganze Weile später stellte sich dann heraus, dass das so nicht ganz stimmte, die kleinen Schlawiner hatten nämlich (zum allerersten Mal überhaupt) noch zwei Stück oben in den Honigraum hineinversteckt. Notiz an mich selbst – in Zukunft Honigraum immer mitkontrollieren!).

Und dann ging es an eine Durchsicht bei den grünen. Tatsächlich war die Kiste wieder gut gefüllt, und Corona I. spazierte mir auch durchs Bild. Da die Wetteraussichten wieder mehr als bescheiden waren, und unser Urlaub zwei Tage später anstand, nutzte ich gleich die Gelegenheit zur Schwarmvorwegnahme.

Zur flugs gekäfigten Königin packte ich noch Arbeiterinnen in einen improvisierten Transportkarton mit Lüftungsgitter. Es wartete nämlich jemand schon sehnsüchtig auf einen Schwarm, auch wenn er eher auf der kleinen Seite war. Ich hätte bei diesem Volk nicht so ganz mit einem Schwarm gerechnet, denn aus den Nähten platzten sie nicht gerade. Wie auch immer, nun durften sie ins schöne Oberland zu Sonja umziehen.

Weil das Wetter vor unserem Urlaub definitiv nicht besser werden sollte, machte ich mich gleich noch an die restlichen beiden schwarmbereiten Völker. Mit Tobis Hilfe gelang es dann tatsächlich auch bei diesen noch die Königin zu finden. Bei den blauen mussten wir gemeinsam ganz schön lang suchen, bis ich dann mal wieder ganz typisch aus dem Augenwinkel die hellbraunen Beine von Athena I. entdeckte… Sie sollte mit ihrem Gefolge die große Beute an der Schule wieder zum Leben erwecken.

Aus Platzmangel am Balkon musste ich bei den bunten alleine suchen, hatte aber auch hier recht schnell Glück.

Und weil ich der lieben Sonja zu einem zweiten Volk geraten hatte, holte sie am nächsten Tag gleich noch den nächsten vorweggenommenen Schwarm ab mit Striata I. vom bunten Volk ab.

Ich sah selbst mit geschlossenen Augen immer noch Bienen wuseln, als es spät abends ins Bett ging!

Tags darauf wurden auch bei den restlichen Völkern die Weiselzelle auf eine reduziert. Bei den bunten schlüpfte mir wieder eine in der Hand. Mit zwei Hand voll Bienen als Beigabe wurde sie in eine Mini-Plus-Beute als Ersatzkönigin gesetzt. Hoffentlich klappt das heuer besser als im letzten Jahr! Eine zweite ebenfalls schlupfreife Königin reiste ebenfalls als Ersatzkönigin mit ins Oberland.

So, nun konnte der Urlaub kommen!

Wieder komplett! :)

Am Donnerstag durfte der Schwarm gleich noch in seine neue Behausung einziehen. Unsere gelbe Beute stand ja seit Ende des Winters leer, als wir das drohnenbrütige Volk von Sansa I. aufgelöst haben.

Passender Weise zog also am Donnerstag Abend unsere „goldene“ Königin Aurea I. mit ihren vielen gelben Töchtern in die gelbe Kiste ein. Der Schwarm war stattliche 2,4 kg schwer. Ein Blick in die Schwarmkiste direkt vor dem Einlaufen:

Die Vorbereitungen fürs Einlaufen gehen mittlerweile sehr flott: Rampe mit Schalbrett und Pflastersteinen bauen, weiße Tischdecke darauf ausbreiten, Ränder etwas „hochmodellieren“, Flugloch auf, Deckel auf, Rähmchen rein (in diesem Fall habe ich sechs Stück gegeben), Wachstuch drüber (und zwar vorerst nur im Bereich der Rähmchen, damit es dort schön gemütlich dunkel ist). Fertig.

Dann werden die Bienen in der Schwarmkiste etwas mit Wasser besprüht und mit einem Ruck aus der Schwarmkiste auf die weiße Tischdecke gestoßen.

Und die hatten es dann recht eilig, ich habe es kaum geschafft, die Schwarmkiste abzustellen und das Handy zum Fotografieren in die Hand zu nehmen, da setzte sich der Schwarm schon in Bewegung. Es flogen kaum auch kaum Bienen auf.

10 Sekunden nach dem Abstoßen:

30 Sekunden nach dem Abstoßen:

Es ist einfach immer wieder ein so wunderschöner Anblick, wenn das Meer aus Bienen zu marschieren beginnt! Ich war schon fast ein bisschen enttäuscht, die besonders auffällige Königin nicht zu entdecken, als sie mir doch noch vor die Kamera lief und ich ihren Einzug filmen konnte! Das war wirklich toll!

Kaum verschwand sie im Flugloch, war eine deutliche Beschleunigung des ganzen Einzugs zu erkennen – sie rannten jetzt echt hinein (soweit möglich, es gab mal wieder einen Megastau).

Am nächsten Morgen hingen immer noch sehr viele Bienen außen an der Beutenwand.

 

Was mir dann etwas Sorge machte, war zum einen die dicke Traube, die innen hinter dem Flugloch hing, und vor allem die Kundschafterin, die sehr emsig auf der noch vorhandenen Traube im Flugloch tänzelte. Gefiel ihnen das neue Zuhause etwa nicht? Waren sie noch auf der Suche nach einer andere Bleibe? Das Risiko eines erneuten Auszugs wollte ich natürlich nicht eingehen. Also wurden die außen ansitzenden Bienen kurzer Hand mit einem weichen Teigspachtel ins Flugloch bugsiert und selbiges anschließend verschlossen. Ein kurzer Blick oben unter das Wachstuch ließ erkennen, dass die Traube noch nicht schön nach oben gestiegen war, sondern innen hinter dem Flugloch hing. Das hatte ich so noch nicht gehabt und ich hielt das auch für kein gutes Zeichen! Um sie nach oben zu locken, schmierte ich ein paar Esslöffel von ihrem eigenen Honig oben auf die Rähmchen drauf und begann auch gleich mit der Fütterung über einen Fluglochfütterer unter dem Trennschied hindurch um sie zum Bauen anzuregen. Wegen des warmen Wetters wurde die Beute auch noch mit einem Schirm schattiert, da ich ja Ausgangssperre für die Bienen verhängt hatte.

Am Nachmittag konnte ich dann mit der Hand durch das Wachstuch hindurch spüren, dass sie nun schön oben saßen. Puh, da war ich aber erleichtert. Am späten Abend habe ich dann das Flugloch wieder geöffnet und konnte noch mehr erleichtert am nächsten Morgen einen regulären Flugbetrieb und Einfliegen feststellen. Jetzt war ich mir auch relativ sicher, dass sie bleiben würden…

Schwarm gefällig?

Da wurschtelt man (genauer gesagt Frau und Mann) am Brückentag ganz friedlich im Garten, dann klingelt unverhofft das Telefon. Also genaugenommen das Handy, weil nämlich Telefon und Internet dank eines Kabelschadens bei der Telekom seit Tagen nicht funktionieren… Eine sehr nette Dame hat beobachtet, wie sich im Nachbargarten an einem Baum ein Bienenschwarm niederließ – und nun wollte sie wissen, ob ich den Schwarm einfangen könnte, bevor jemand anders Hysterie wegen Wespen verbreitet. Natürlich packte ich sofort sehr freudig meine Schwarmfangausrüstung ins Auto und fuhr begleitet von meinem Mann Tobi zu der angegebenen Adresse. Tobi war ein schon ein ganz kleines bisschen aufgeregt, es war ja sein erster Schwarmfang!

Folgendes Bild bot sich uns dann:

Die saßen ja mal wirklich sehr blöd! Aber immerhin in einer bequemen Höhe. Wir legten gemeinsam los, mit Wasser einsprühen, und dann peu à peu die Bienen mit dem Besen über den Trichter in die Schwarmkiste fegen.

Das war wirklich mühsam und ging langsam, weil wir ja neben den Bienen auch den Baum möglichst schonend behandeln wollten. Aber die Bienen waren wirklich sehr friedlich (der Göttergatte war voll des Lobes!), und wir hatten so wie es aussah die Königin relativ schnell in der Kiste. Zumindest interpretierte ich die vielen sterzelnden Bienen außen am Gitter so. Als dann knappe zwei Drittel der Bienen in der Schwarmkiste waren, wurde das Flugloch geöffnet und ich sprühte etwas Wasser mit ein paar Tropfen Nelkenöl in den Baum, um den Duft der Königin dort zu übertünchen. Wir versuchten nun die restlichen Bienen mit dem Schwarmfangsack vom Baum zu bekommen und leerten sie vors Flugloch, wo sie auch sehr zügig einmarschierten. Während wir eine ganz kurze Eisesspause einlegten zogen die Bienen recht flott in die Kiste, und immer mehr lösten sich vom Baum und gesellten sich zu ihren Schwestern:

Wir plauderten noch eine Weile mit einer sehr netten und interessierten Bewohnerin des Hauses, bevor es dann mit 2,6 Kilogramm Bienen im Gepäck nach Hause ging.

Ich wüßte ja gerne, wem der Schwarm abgehauen ist! Es war kein einziger Drohn zu sehen (bei unseren Schwärmen sind immer Drohnen mit dabei gewesen, aber dazu müssen ja auch erst mal welche im Volk sein – vielleicht wurde die Drohnenbrut herausgeschnitten), aber auch keine gezeichnete Königin (was ich dann wiederum erwartet hätte). Von der Position am Baum in Kopfhöhe hätte ich jetzt auch eher auf eine Vorschwarm getippt!

Eigentlich wollte ich den Schwarm ja wirklich abgeben. Ganz ehrlich! Wir hatten ja nicht mal mehr eine gescheite Beute zur Verfügung und vier Völker reichen ja auch, aber irgendwie kam dann doch der Wunsch auf noch ein letztes Volk mehr aufzunehmen, schließlich waren sie ja so brav, und es war ja Tobis erster Schwarm (und ich musste gar nicht richtig quengeln, bevor er sich überreden ließ!!! Danke, Schatz! Und wo wir schon dabei sind, danke für die tolle Mithilfe, du hast das phantastisch gemacht!!!).

Also wurde zu Hause kurzerhand die Wabentransportkiste zur provisorischen Beute umfunktioniert, und die Bienen durften nach gründlicher Überprüfung des Regenradars gleich noch auf dem Balkon einlaufen.

 

Ich hatte alles an Rähmchen zusammengekratzt, was noch vorhanden war – genau sechs Stück. Zwei davon waren schon ein bisschen ausgebaut, aber das würde ja nicht stören. Das Einlauftempo war sehr beeindruckend! Sie rasten wirklich sofort und zielstrebig los (und das ist die Originalgeschwindikeit im Video!):

Weil es hier ja seit Tagen allabendlich Megagewitter gab, wurde die Beute oben mit Wachstuch und darüber einem großen IKEA-Plastikdeckel verschlossen, natürlich entsprechend beschwert.

Und sicherheitshalber auch noch einen Gurt, damit das ganze Ding nicht umfallen konnte. Nun hoffe ich, dass ich schnell an eine richtige Behausung ran komme! Am heutigen Samstag haben sich die Bienen fleißig eingeflogen und wurden am Spätnachmittag mit der bewährten Melliferamischung flüssig gefüttert. Sie haben sich schön in den Rähmchen nieder gelassen.

Wenn ich die Wachsschuppen unter dem Flugloch richtig interpretiere haben sie schon sehr fleißig mit dem Bauen begonnen. Ich bin schon gespannt, wie sie sich weiter entwickeln!

Gestern am frühen Abend kam der Schwarm dann endlich in sein neues Zuhause. Ich war den ganzen Tag ein wenig besorgt gewesen, weil die Damen in der Schwarmfangkiste im Keller echt unruhig und laut waren.

In dem Kellerraum war es relativ kühl und ruhig, das Licht schien nur durch ein kleines Fenster hinein.

Da ich echt Angst davor hatte, dass der Schwarm in der Kiste mit den zwei kleinen Gitteröffnungen verbrausen könnte, habe ich immer mal wieder ein wenig Wasser durch die Gitter hineingesprüht und am Nachmittag dann auch ein wenig festen Honig durch ein Gitter gestrichen, auf den sie sich gerade zu stürzten… Was dann letztendlich für Ruhe sorgte, war das völlige Abdunkeln des Raumes. Da es keine Jalousie gibt, habe ich einfach den Lichtschacht von außen mit Schalbrettern verbarrikadiert. Danach war Ruhe im Kasten…

Ich war dann trotzdem recht erleichtert als ich mit den Kindern die Bienen dann um halb sechs zu ihrem neuen Zuhause (und was für ein Schönes! Für die kleinen Imker wurde sogar eine Sichtscheibe an der Stirnseite angebracht…) bringen konnte…

Alles bereit:

Das Einlaufen lassen ging unter den Augen einiger großer und vieler kleiner Zuschauer ein wenig schleppend vonstatten, aber es war auch schon wieder etwas kühl, und ich habe vermutlich auch ein wenig zu großzügig den Wassersprüher benutzt (ich bin übrigens der vollverpackte 😉 Schisser rechts im Bild – wollte um jeden Preis eine dicke Hand zum Tennispunktspiel am Wochenende vermeiden).

Aber mit etwas Löffelstarthilfe ging es dann los:

Einen Teil haben wir dann noch direkt in die Beute in den offenen Teil hinter das Schied gelöffelt, weil die Damen lieber kuscheln als laufen wollten. Die Ärmsten waren vermutlich auch schon ein bisschen länger unterwegs und am Ende ihrer Kräfte. Die Königin haben wir leider nicht gesehen, und auch nur 2 oder 3 Drohnen. Aber es wurde am Eingang gesterzelt, und so hoffen wir mal das Beste.

Der frischgebackene Bienenpapa hat einen sehr souveränen Job gemacht und ist die Ruhe selbst – ebenso wie sein Nachwuchs:

Heute gegen 10 Uhr tat sich immer noch nichts, es hing immer noch ein Klumpen Bienen im Flugloch, aber als die Sonne herauskam war dann ein erstes Einfliegen zu sehen, ein paar Nachzügler marschierten die Rampe hinauf und sie haben das Futter entdeckt.

Irgendwann werden die Fluglochverstopfer schon auch noch in die Puschen kommen. 🙂

Ich glaube, dieser Schwarm hat einen guten Platz bekommen. Vielen Dank noch mal an die nette Vermittlerin!!!

Manchmal gibt es diese Tage im Leben, da klappt irgendwie einfach gar nichts, man hat nur Ärger und Sorgen und es passiert ein Missgeschick nach dem anderen. Und dann gibt es da diese anderen Tage! Wenn irgendwie die Sonne scheint, obwohl es ohne Ankündigung schon wieder mal regnet. Heute könnte so ein Tag werden, an dem einfach alles läuft! Und es wird ein langer Tag, denn ich bin schon um 4:20 Uhr aufgestanden, um einen Schwarm in München zu suchen, von dem ich gestern spät abends über Facebook gelesen habe. Eine sehr nette junge Frau hat gestern in der Nähe ihrer Arbeitsstelle einen Bienenschwarm entdeckt, und niemand hatte ihn bis gestern Nachmittag abgeholt, trotz ihrer Bemühungen über das Internet (an dieser Stelle ganz kurz der Hinweis auf www.schwarmboerse.de, dort kann man Schwärme melden und sie werden schnellstmöglich vermittelt). Ich beschloss kurzer Hand heute ganz früh hinzufahren, in der Hoffnung, dass er immer noch da sei. Zur genauen Position bekam ich noch eine Karte, auf der eingezeichnet war, wo der Schwarm in Brusthöhe gestern hing.

Ich muss gestehen, ich war dann schon ein wenig aufgeregt, als ich schnell noch mein Schwarmfangequipment (Schwarmkiste, Imkerjacke, Handschuhe, gefüllter Wassersprüher, Gartenschere) packte – und schlief entgegen meiner Befürchtung, vor Aufregung kein Auge zu zu bekommen, wie ein Stein. Zumindest bis der Wecker um 4:20 Uhr klingelte. Ich wollte so früh fahren, um dem Berufsverkehr auszuweichen und noch vor dem eventuellen Abflug des Schwarmes dort zu sein. In knapp 20 Minuten war ich dann vor Ort, da es noch ein wenig finster war, wartete ich noch ein paar Minuten im Auto neben dem Museumsdepot der Landeshauptstadt und lauschte dem Vogelgezwitscher in der noch recht menschenleeren Ecke Münchens. Als es dann endlich ein wenig heller wurde, ging ich auf die Suche und versuchte meine Hoffnung in Grenzen zu halten, um nicht so enttäuscht zu sein, falls ich nichts finden würde.

Sicher war er nicht mehr da. Bestimmt hatte ihn gestern Abend noch jemand geholt. Da so viele Völker den Winter nicht überlebt haben, sind Schwärme heuer besonders gefragt! Das wäre ja der reinste Zufall, wenn ich ihn noch finden würde…

Zwei Kaninchen und ich verpassten uns gegenseitig noch einen Heidenschreck, als wir irgendwie in der Dämmerung aufeinander trafen 😉 Und dann war es da, das kleine Wunder!!! Der Schwarm hing noch da, und zwar wirklich in Brusthöhe an einer jungen Linde. Eher klein, aber schön kompakt und bequem zu erreichen:

Ich sauste zurück zum Auto und holte die Ausrüstung. Gerade als ich die Bienen in die Kiste abstoßen wollte, kam ein freilaufender Hund ums Eck, dem ich in meinem „Raumanzug“ etwas spanisch vorkam. Sein Besitzer war sehr nett und erfreut den Schwarm auch noch anschauen zu können. Wir ratschten noch kurz, bevor er mit seinem Hund weiterging, damit ich ungestört arbeiten konnte.

Der Rest ging eigentlich recht schnell und einfach! Bienen mit Wasser benetzt, Kiste drunter, kurz an dem Bäumchen geruckt und schon waren die meisten in der Schwarmkiste drin. Da es noch sehr kühl war, flogen ein paar Bienen auf meine Kleidung, waren aber sehr friedlich und ließen sich ganz brav zu ihren heftig sterzelnden Schwestern vor das Flugloch der Kiste setzen. Ich hoffe die Linde verzeiht mir das vorsichtige Abzwicken ein paar ihrer Ästchen, was mir das Umquartieren der Hockenbleiber erleichterte…

Eine gute Viertelstunde lang wurden dann noch die wenigen zurückgebliebenen Bienen an das Flugloch befördert, wo sie brav hineinmarschierten.

Schon war ich wieder auf dem Weg nach Hause! Gut, dass ich so früh gefahren war, denn vor dem Allacher Tunnel war wohl in der Zwischenzeit ein sehr schwerer Unfall passiert. Ein halbes Dutzend Löschzüge, dazu Unmengen an Rettungsfahrzeugen und Polizeiautos standen auf der Gegenfahrbahn, und dahinter ging gar nichts mehr. Der Stau ging zurück bis zum Aubinger Tunnel für den folglich in Richtung Norden Vollsperrung galt. Das reinste Chaos mit Staus in alle Richtungen – außer der zu uns nach Hause…

Um Viertel vor Sieben war ich dann mit meinem Kistchen zu Hause und wurde schon von den aufgeregten Kindern begrüßt. Die Schwarmkiste wurde schnell gewogen (mit Bienen 2,5kg) und steht nun im Keller bis zum frühen Abend. Da die Damen eher unruhig waren, habe ich sie noch ein paar Mal mit Wasser besprüht und etwas festen Honig durch das Gitter gefüttert, da ich nicht genau weiß, wie lange sie schon unterwegs sind. Ich hoffe sie kommen noch etwas zur Ruhe im Lauf des Tages.

Da unser Freund Markus heuer auch mit dem Imkern beginnt, wird er diesen Schwarm bekommen, da ich mich noch gut erinnern kann, wie schrecklich die Warterei letztes Frühjahr war… Für uns fällt bestimmt auch bald noch einer 🙂 Wir werden wenn heute alles klappt den Schwarm gemeinsam bei ihm einlaufen lassen. Ich bin schon sehr gespannt!

Bis kurz vor zwei Uhr mittags verlief der Tag gewohnt – naja, nicht ganz, denn es war ungewöhnlicher Weise mal schönes Wetter. Bei meinen morgendlichen fünf Minuten Fluglochgucken konnte ich das erste Mal Wächterinnen am Flugloch sehen. Als wir uns um kurz vor zwei dann gerade zum Tennisplatz aufmachten, ertönte das ominöse Geräusch einer eingehenden Email. Schnell noch ins Mailprogramm geguckt – Email von der Schwarmbörse! Hurra!!! Endlich! Der Anruf kam auch keine zwei Minuten später. Ein total netter Imker aus dem Allgäu hätte einen Schwarm für uns. Da war natürlich die Freude groß.

Eine Stunde später sprangen wir dann zu dritt noch in voller Tennismontur direkt vom Platz ins Auto und machten uns auf den anderthalbstündigen Weg. Trotz einiger Staus und Baustellen kamen wir recht gut durch. Inzwischen hatte uns eine SMS erreicht, dass sich der Naturschwarm inzwischen abholbereit in der Schwarmkiste befände – und knapp 3 Kilo schwer wäre!!! Zur Erinnerung, unser erster mit Queen Walburga hatte knapp 900 Gramm. Wow!

Vor Ort trafen wir dann einen sehr netten Imker an, der uns zum Schwarm auch gleich noch zwei Gläser ganz frischen Honig schenkte – vielen lieben Dank nochmal!!! Das Kisterl mit den Bienen verstaute ich im Fußraum des Beifahrersitzes, wo es dank Klimaanlage den Bienen hoffentlich nicht zu heiß werden würde. Wir hatten noch die Instruktion bekommen, den Schwarm ein paar Mal mit etwas Wasser zu besprühen, um die Gefahr des Verbrausens zu minimieren.

Also ging es mit etwa 25000 Bienen beladen wieder in die Heimat. Auf den ersten 30 Kilometern mussten wir dann doch öfter als gewollt anhalten, weil immer wieder einzelne Bienen im Auto herumschwirrten. Bei den ersten beiden dachten wir noch, dass es blinde Passagiere wären. Doch dann tauchten sie regelmäßiger auf, und wir vermuteten, dass sie doch unten an der Schwarmkiste irgendwie heraus kamen. Dank eines Spanngurtes konnte diese Lücke jedoch geschlossen werden. Danach war das Fahren deutlich entspannter 😉 Die Bienen waren sehr ruhig und brausten überhaupt nicht auf. Während der Fahrt wurden erste Sondierungsgespräche für die Taufe der Königin geführt. Wir wollten aber zu Hause noch kurz den Namenstagskalender beäugen, bevor eine Entscheidung gefällt würde.

Zu Hause angekommen wurde der Schwarm für 20 Minuten in der kühlen und dunklen Garage geparkt, während wir den Einzug in die Beute vorbereiteten. Dieses Mal wollten wir die Bienen auch nicht einfach in die Kiste hinein „werfen“, sondern sie einlaufen lassen. Schalbrett, weißes Tuch, Wassersprüher, Löffel, Kamera – check! Das Wiegen ergab mitsamt der 2,7kg schweren Kiste stolze 5,9kg – somit wog der Schwarm gigantische 3,2kg! Ich packte noch zwei Rähmchen mehr in die Beute, so dass dem riesigen Schwarm zu Baubeginn acht Rähmchen zu Verfügung standen.

Und dann kam der wirklich total spannende Moment, als ich die Schwarmkiste öffnete und die Bienen auf die bereit gestellte Rampe abstieß! Und dabei erst mal vergaß, den Schwarm vorher mit Wasser einzusprühen… Ich Esel!!! Aber der Sprüher stand ja griffbereit und ich holte das Besprühen schnell nach.

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Da ich alle Hände voll zu tun hatte, übernahm unser Sohnemann das Knipsen. Es ist immer wieder interessant, was für andere Perspektiven er dabei wählt:

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Die Bienentraube war keine 10 Sekunden auf der Rampe, schon stapften die ersten gen Flugloch los! Das war so phantastisch anzusehen! Wie auf ein magisches Signal setzte sich der ganze Schwarm in Bewegung. Das Flugloch der Einraumbeute war nach kürzester Zeit geradezu verstopft. Man konnte jedoch gut sehen, dass die Bienen hinein strebten, auch wenn ein beachtlicher Teil erst mal außen an der Beute sitzen bleiben musste.

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Zunächst war nur der Teil mit den Rähmchen oben abgedeckt und somit verdunkelt, damit die Bienen sich schön dort niederließen.

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Es war ein beeindruckendes Erlebnis, mitten in dieser Wolke aus umherfliegenden Bienen zu stehen, und den Einmarsch beobachten zu können. Für groß und klein 🙂

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Nach sehr kurzer Zeit konnten wir die ersten Bienen beim Sterzeln beobachten, was ja ein gutes Zeichen dafür ist, dass die Königin in der Beute angekommen war.

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Im Lauf des Abends fanden immer mehr Bienen den Weg in die neue Behausung.

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Was für ein Getümmel vor dem Einflugloch:

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Gegen elf Uhr nachts kontrollierte ich noch einmal die Lage. Es saßen immer noch eine ganze Menge Bienen eng aneinander gekuschelt außen ums Flugloch. Der Rest hängt brav in den Rähmchen, zumindest sah es ohne Anheben des Wachstuches danach aus.

Puh, nun bin ich ganz platt von der ganzen Aufregung. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass die Damen ihr neues Zuhause mögen, und nicht morgen gleich wieder ausziehen. Drückt uns die Daumen!