Tag Archive: Tuten


Am Tag nach dem Schwarm geht es immer an eine ungeliebte Arbeit – das Entfernen der übrig gebliebenen Weiselzellen – bis auf eine. Oder, wie im Fall des frisch abgeschwärmten blauen Volkes, bis auf keine, denn es rannte schon wieder eine tutende Königin vor meinen Augen herum:

Mit diesem Tuten sucht die frisch geschlüpfte Prinzessin ihre Rivalinnen, die darauf antworten, nur klingt es durch die Zellwand deutlich dumpfer, daher nennt man es „Quaken“. Das Antworten wird ihnen dann meist zum Verhängnis, denn die Erstgeborene sichert sich ihre Vorherrschaft, indem sie ihre Schwestern absticht. Wenn das Volk noch einen Nachschwarm plant, werden die Rivalinnen von Arbeiterinnen auseinander gehalten. Rauhe Sitten, aber so wird bei den Bienen nun mal geregelt.

Ist schon eine Königin geschlüpft, dann macht das Sache insofern einfacher, weil ich nicht aussuchen muss, welche Weiselzelle stehen bleibt, es werden einfach alle entnommen. Um die darin enthaltenen Königinnen so „human“ wie möglich abzutöten, lege ich sie in einem Beutel ins Gefrierfach. Manchmal schlüpft eine Königin während des Entfernens der Zellen, sie kommt dann gleich in einen Königinnenkäfig, um sie in einer kleinen „Ersatzbeute“ als Reservekönigin mit zwei Hand voll Arbeiterinnen zu behalten. Einmal ist mir das heuer bereits geglückt, die Königin wohnt nun in einer Mini-Plus-Beute auf dem Balkon. Beim ersten Versuch ist es misslungen, ich wollte das Mini-Völkchen mangels Mini-Beute als „Blumentopfvolk“ halten, aber der Standort war vermutlich nicht sonnig genug, und sie haben sich standhaft geweigert im Topf nach oben zuwandern, wo auch der Zugang zum Futter gewesen wäre. 😦

Dieses Mal schlüpfte die Königin inmitten lauter abgetrennter Weiselzellen in einem Tupperschälchen, wo ich es erst bemerkte, als es auf einmal nicht nur in der Beute sondern auch noch neben mir tutete…

Ich ließ die junge Prinzessin während der restlichen Arbeit an der Beute erst einmal in der Schüssel, wo sie von einigen Arbeiterinnen gleich umsorgt wurde. Als ich fertig war, fing ich sie mit einem Königinnenclip und sah, dass noch eine weitere Königin in der Schüssel lag,  aber bereits von ihrer Schwester oder den Arbeiterinnen getötet worden war. Hui, da hat jemand aber nichts anbrennen lassen!

Das Bild ist leider nicht besonders gut, aber ich möchte trotzdem ein wenig erklären, was man alles sieht. Zunächst einmal die geschlüpfte Prinzessin – rechts am Schüsselrand mit der großen „Glatze“ auf dem Rücken. Unten eine aufgebrochene Weiselzelle, bei der man die relativ weit entwickelte Made sehen kann. Die Weiselzellen werden meist über einen längeren Zeitraum angelegt, so kann das Volk besser auf Schlechtwetterperioden reagieren, die ein Schwärmen verhindern können. Ich konnte heuer schon mehrfach beobachten, dass die am weitesten entwickelten (oder sogar alle) Schwarmzellen wieder zurückgebaut werden, vermutlich weil der Schlupfzeitpunkt mit schlechter, kalter Witterung zusammenfiel. So kann das Schwärmen verschoben werden. In der Mitte unten liegt eine intakte, noch verschlossene Weiselzelle, und links oben ist die Weiselzelle, aus der eine Königin geschlüpft ist. Oben im Bild sieht man mit guten Augen die kreisrunde Öffnung, die auf der Wabe nach unten zeigen würde. Manchmal hängt der Deckel noch dran – das hat dann ein bisschen was von einem Klodeckel. 😉

 

Imkerin erfolgreich verwirrt!

Am 22. Mai habe ich in der bunten Beute das erste Mal nach dem Schwarmabgang vom 7. Mai (! – über zwei Wochen -ich werde langsam geduldiger, gell?) einen Blick in die Beute geworfen, um zu sehen ob alles in Ordnung ist und die neue Königin schon stiftet. Am 3. Mai konnte ich in diesem Volk vollständig verdeckelte Schwarmzellen finden – rechnerisch hätte also die erste Königin allerspätestens am 11. Mai schlüpfen müssen.

Am Tag nach dem Schwarmabgang (8. Mai) habe ich die Beute geöffnet und gründlich alle Weiselzellen bis auf eine entfernt.

Ganze zwei Wochen (also 14 Tage) später bei der Durchsicht ergab sich dann folgendes Bild:

  • etliche Weiselzellen! (Hä? Ich habe doch wirklich alle bis auf eine entfernt??? Es wird wohl wirklich Zeit für eine Brille bei der Imkerarbeit)
  • eine über die Wabe wetzende, lautstark tutende Königin

Dieses Geräusch finde ich ja schon immer wieder herzallerliebst (und irgendwie gar nicht königlich). 🙂

Jetzt war ich zugegebener Maßen mal wieder sehr verwirrt. Wo kamen die neuen Weiselzellen her? (Ich nehme mir bei dem ungeliebten Arbeitsschritt der Weiselzellenentfernung immer viel Zeit und mache das echt gründlich!) Warum jetzt erst eine tutende Königin, die machen das doch eigentlich direkt nach dem Schlupf um ihre königlichen Schwestern zu finden und sich ihrer zu entledigen?

Auf jeden Fall habe ich erneut die Weiselzellen entfernt (und dieses Mal alle, nachdem ich per Lauschangriff sicher gestellt hatte, dass die Tuterin immer noch in der Beute war… Aus einer der Zellen schlüpfte mir auch auf der Hand bereits eine Prinzessin, und ich gab sie als weitere Reservekönigin in eine Schwarmkiste mit ein paar Handvoll Arbeiterinnen).

Fortsetzung folgt bei der nächsten Kontrolle!

Was für ein aufregender Tag! Nachdem gestern schon die Klasse unserer Tochter bei unseren Bienen zu Besuch war, folgte heute die Parallelklasse. Es hat mir wieder sehr viel Freude bereitet, den Kindern die Bienen etwas näher zu bringen. Ein toller Nebeneffekt der Besuche ist, dass ich auch jedes Mal wieder etwas dazu lerne, denn die Kinder finden immer eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Gestern war es die Frage, wie viele Bienenarten es weltweit insgesamt gibt. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, habe aber dann nachgelesen und die Antwort an unsere Lehrerin geschickt. Je nach Literaturangabe sind es zwischen 20.000 und 25.000 Arten, davon nur 10 Honigbienenarten! In Deutschland alleine gibt es zwischen 500 und 600 Arten – noch… Eine Frage heute fand ich auch wirklich bemerkenswert: „Wissen Bienen, dass sie sterben müssen, wenn sie stechen?“. Wow – für ein Kind in der 2. Klasse eine ganz schön tiefgründige Frage, oder?

Am Bienenstand ging es beide Vormittage sehr ruhig zu, da es immer noch ziemlich kalt war. Heute hatten wir allerdings einen kleinen Unfall, denn ein Mädchen wurde ins Schulterblatt gestochen, als es wohl in unserem Rasen Handstand üben wollte… Das stand jetzt so auch nicht auf meinem Programm, kann aber nun mal passieren. Dank Eispack, Zwiebel und Trostgummibärchen konnten die Tränen jedoch gestillt werden. Ich hatte für die Kinder eine kleine Powerpointpräsentation am Fernseher mit vielen Fotos und ein klein wenig Erklärungen bzw. Text vorbereitet, wobei ich noch versucht habe, sämtliche Fragen zu beantworten, die den Kindern so einfielen – und das waren nicht wenige. Anschließend habe ich immer kleine Grüppchen von vier Kindern mit auf die Garage genommen, während die Lehrkraft und eine Praktikantin die Honigverkostung übernahmen, und die Kinder das in der Küche aufgebaute Werkzeug (alles mit Zetteln versehen, auf denen Name und Verwendung zu lesen waren) anschauen und anfassen konnten, und am Esstisch ganz viele Bienenbücher zum Schmökern lagen. Im Garten konnten sie dann noch das Insektenhotel und die Wassersammlerinnen am Teich anschauen. Ich glaube, den meisten hat es ganz gut gefallen. Ich habe mich jedenfalls sehr über das rege Interesse gefreut. Toll, wie viele Kinder auch Insektenhotels zu Hause haben! Heute konnte ich sogar noch einen Drohn auf der Garage aufsammeln, der dann zwei Stunden lang von einer warmen Kinderhand zu nächsten krabbeln durfte, was ihm bei der kühlen Luft wohl ganz gut getaugt hat…

Als dann heute das Wohnzimmerkino für knapp 30 Leute wieder abgebaut und alles Werkzeug wieder verräumt war, setzte ich mich kurz auf die Terrasse, holte mein Frühstück nach und genoß die endlich mal wieder hervorkommende Sonne. Als ich gerade noch ein „mei, wie schön warm es gleich wird“ im Kopf hatte und der Blick zur Garage rauf wanderte, wo sich munter eingeflogen wurde, da ging es auch schon los da oben. Auf einmal war am gelben Loch viel mehr los als bei den Blauen, und ich durfte das Schwärmen so richtig von der ersten Sekunde an miterleben. Es war wieder ein wundervolles Spektakel!

Los ging es mit dem wasserfallartigen Strömen aus dem Flugloch und einer lauten Wolke über der Garage:


Dann bewegte sich die Wolke gemächlich in Richtung Südost auf direktem Weg in den Nachbargarten (während ich auf indirektem Weg außen herum zu Nachbars Gartentürchen und Klingel wetzte.

Keiner da, Gartentürchen zu, also wieder zurück in unseren Garten und über den Zaun… Da wennst ned sportlich bist!

Der Schwarm bog dann einmal nach links ab und konzentrierte sich um einen Nadelbaum:

 

Er ließ sich in noch recht angenehmen vier Meter Höhe nieder und es bildete sich eine Traube mit mehreren „Zipfeln“:

 

Praktischerweise kam dann genau unsere Tochter aus der Schule und eilte mir sogleich begeistert zur Hilfe!

Dank Schwarmfangsack am Teleskoprohr und einem Trichter auf der Schwarmfangkiste ging der eigentliche Schwarmfang recht flott vonstatten. Leonie half wirklich toll mit, und flitzte zwischen Leiter halten, Deckel öffnen, Bienen einsprühen nur so herum. Dass dann die Nachbarin auch noch dazu kam und sie mit Keksen eindeckte, war natürlich eine willkommene Stärkung! Ich musste doch einige Male mit dem Schwarmfangsack ran, bis ich den Großteil der Bienenmasse in der Kiste hatte. Allerdings habe ich gleich beim ersten Mal die bzw. eine Königin drin gehabt, wenn ich das Sterzeln der Arbeiterinnen an der Schwarmfangkiste richtig interpretiert habe.

Mindestens „eine“ Königin deshalb, weil immer noch die Möglichkeit besteht, dass es sich um einen Singerschwarm handelt (ein Schwarm mit einer oder mehreren Jungköniginnen, das kann auftreten, wenn die alte Königin vor dem Schwärmen verloren geht). Für mich spricht neben der Traubenform dafür, dass sich recht hartnäckig im Baum immer wieder 3 Sammelplätze abzeichneten. Und ich habe eindeutig und mehrfach ein „Tuten“ aus der Schwarmkiste gehört. Ich muss aber noch nachlesen, ob das auch Altköniginnen machen. Auf jeden Fall haben wir dann das Flugloch geöffnet und noch eine Weile zugeschaut. Zwei Stunden später habe ich dann die Kiste in unseren Garten getragen, umschwirrt von einigen Bienen, die immer noch nicht ins Loch gefunden hatten. Ich muss diese Kiste auch bei Gelegenheit mal etwas upgraden, die großen Gitteröffnungen sind zwar toll für die Belüftung, aber es sitzen schon immer Unmengen an Bienen außen dran… Da muss ich Abdeckungen basteln, die man dann abnehmen kann. Ein Flugloch musste ich auch selber rein bohren und sägen. Und der Deckel nervt mich auch…

Nach dem Tennistraining habe ich dann die letzte Bienen außen noch einzeln vor das Flugloch bugsiert, und als endlich alle drin waren, die Kiste für die Nacht in den Keller getragen. Der Schwarm war zu diesem Zeitpunkt schon ganz ruhig – nahezu lautlos!

Ich selber bin jetzt auch so richtig platt, und freue mich auf mein Bett! Denn wer weiß, morgen könnte schon der nächste Schwarm fallen – die Grünen sitzen ja auch schon in den Startlöchern!

 

 

 

 

 

 

Heute morgen war das grüne Volk an der Reihe mit einer Durchsicht auf der Suche nach Königin und eventuell vorhandenen Stiften.

Es herrschten denkbar schlechte Sichtbedingungen: Strahlender Sonnenschein genau von vorne! Das Licht blendete ohne Ende und reflektierte auch noch am Netz meines Imkerhuts.

Nach den ersten paar gezogenen, trennwandnahen Rähmchen, auf denen sich überwiegend Drohnen tummelten, wurde es schlagartig spannend: Ich hörte ein ungewöhnliches Geräusch aus der Beute, das aber nur eines sein konnte – das Tuten einer Königin! Ich hatte bislang davon nur gelesen. Das Tuten war immer wieder und wieder zu hören! Dadurch war es zunächst einmal leicht, die neue Königin ausfindig zu machen:

Sie dann auch irgendwie ins Bild zu bekommen, war eine andere Geschichte, da ich ja sowieso schon nicht all zu viel sah und weder iPhone- noch Kamerabildschirm die Lage vereinfachten… Daher leider auch sehr schlechte Bildqualität. 😦

Was mich dann aber schon etwas stutzig machte, war ihr extrem eiliges Herumrennen und anhaltendes Tuten:

Soweit ich das richtig in Erinnerung hatte, tutet normaler Weise eine frisch geschlüpfte Prinzessin. Dann antworten in den eventuell noch vorhandenen geschlossenen Weiselzellen ihre noch nicht geschlüpften Schwestern mit einem Quaken (das klingt nur anders, weil sie noch in der Zelle sind). Daraufhin entledigt sich dann die Erstgeborene ihrer Schwestern/Rivalinnen, oder schwärmt aus (das ist dann ein Nachschwarm). Hatte ich trotz gründlicher Kontrolle eine Weiselzelle übersehen und waren jetzt zwei Königinnen im Volk waren?

Eine Wabe weiter meinte ich dann wieder ein Tuten zu hören, was aber zu 100% nicht die eben entdeckte Königin sein konnte. Und dann ging alles sehr schnell! Am Rand der Wabe gab es eine Knäuelbildung, und ich war mir relativ sicher, von dort noch mal Tuten gehört zu haben, aber nicht so gleichmäßig wie vorher, sondern eher so wie wenn eine Biene irgendwo eingeklemmt ist. Dann konnte ich ganz kurz durch das Gewusel eine wie ich meine zweite Königin sehen, die von Arbeiterinnen „attackiert“ wurde und dann aufflog! Ich konnte leider überhaupt nicht sehen, ob sie wieder auf der offenen Beute landete oder das Weite suchte. In der Beute tutete es eine Weile weiter, dann war erst mal Ruhe, und danach war wieder hin und wieder ein Tuten zu hören, aber bei weitem nicht mehr so häufig wie am Anfang…

Das war wirklich sehr interessant und spannend gewesen! Ich denke ich werde heute noch ein paar Mal auf die Garage steigen und lauschen – das Tuten hört mach auch gut bei geschlossener Beute. Wir werden in der nächsten Zeit sehen, wie sich das royale Drama weiter entwickelt. Wie schon zu erwarten war, habe ich auch keine Stifte oder junge Brut finden können. Die neue Königin war also entweder noch nicht auf Hochzeitsflug gewesen, oder braucht einfach noch eine Weile, bis sie in Eiablage geht. Das haben wir ja schon einmal erlebt, dass die neue Königin abwartet, bis die alte Brut komplett ausgelaufen ist. Verdeckelte Arbeiterinnenbrut war noch zu sehen, und auch noch einige verdeckelte Drohnenzellen, bei denen gerade auch Drohnen schlüpften.