Tag Archive: Holunder


Gemischte Signale

Seit Tagen lagen wir auf der Schwarmlauer, und unsere Damen haben uns echt zappeln lassen. Bei den grünen Bienen ging es jeden Tag zur Mittagszeit zu wie verrückt (im Video am frühen Montagnachmittag):

Andererseits ergab die Durchsicht zur Schwarmkontrolle (ebenfalls Montag, 4. Mai) folgendes Bild:

 

Die Weiselzelle, die bei der vorangegangenen Durchsicht am 27. April kurz vor der Verdeckelung stand, war so gut wie futsch! Erster Gedanke: Ups, zu spät dran, die ist schon geschlüpft. Zweiter Gedanke nach kurzem Rechnen: 3-5-8 – das geht nicht richtig auf, da zwischen den Bildern 8 Tage lagen, und somit nicht genug Zeit für die 8 Tage Verdeckelungsphase gewesen sein konnten. Eine frisch verlassene Weiselzelle sieht auch anders aus… Alle anderen Schwarmzellen waren ebenfalls im Rückbau und leer. Dritter Gedanke: Wegen des tagelangen kühlen und nassen Wetters hat das Volk den Schwarmprozess abgebrochen und das Schwärmen somit vertagt haben. Trotzdem war da so eine gewisse Unsicherheit, ob sie nicht vielleicht doch irgendwie schneller geschlüpft war und jetzt nur auf den richtigen Moment wartete um los zu schwärmen…

Am Donnerstag saß ich dann in einer kleiner Gartenarbeitspause bei herrlichstem Wetter auf der Garage und beobachtete das erneut immense Treiben am und ums Flugloch der grünen Beute.

 

 

Sie waren laut und hektisch, im Flugloch hing schon eine dicke Traube, es waren viele Bienen in der Luft – und nichts geschah! Eine ganze Weile lang ging das so, und dann wurde es plötzlich superlaut. Hurra – das Warten auf den Schwarm hatte endlich ein Ende! Allerdings ein anderes als erwartet, denn es schwärmten die Bienen aus der bunten Balkonbeute!

Die Kinder unterbrachen ihr Homeschooling nicht gerade unfreudig, als mein „SCHWARM!!! SCHWARM!!!“ durchs Haus erklang. 🙂

Wir sprangen in unsere Imkerjacken und hüpften auf die Garage – mitten in die Wolke. Wir konnten sehr schnell erkennen, dass sich die Wolke in Richtung Nachbargarten bewegte.

Unser Nachbar kam uns auf halbem Weg in seinen Garten schon entgegen, weil er das laute Brausen auch gehört hatte (und netterweise auch immer in der Schwarmsaison ein Auge auf unsere Beuten hat). Innerhalb kürzester Zeit konnten wir in der hohen Hecke oben im Holunder eine Stelle erkennen, an der sich die Bienen zu sammeln begannen. Und Ruckzuck hatten sie zwei schöne dicke Trauben ganz nah beieinander gebildet – hier ein paar Momentaufnahmen:

 

13:14 Uhr: erste „Rudelbildung“ ganz oben im Holunder (habe ich schon erwähnt, dass die Anschaffung der langen Leiter letztes Jahr eine meiner besten Ideen war?)

13:16 Uhr: Yep – da sammeln sie sich! Und hurra, das ist sehr gut zugänglich!

13:18 Uhr: Es sind zwei Trauben zu erkennen.

13:19 Uhr: Die Trauben werden größer:

13:22 Uhr: Immer weniger Bienen in der Luft, immer mehr am Holunder!

13:23 Uhr: Sie bauen ein Herz! 🙂

Aus der Nähe betrachtet:

Und dann ging der Schwarmfang ganz einfach und schnell, denn unser lieber Nachbar fand die Zweige, an denen die Bienen hingen, sehr entbehrlich. Leiter aufgestellt, und die beiden Zweige gaaaanz vorsichtig mit der Gartenschere abgeschnitten, noch vorsichtiger die Leiter wieder runter damit. Meine beiden Schwarmfanghelfer standen schon mit Kamera und Sprühflasche bereit. Die Zweige wurden noch schnell auf das nötigste zurechtgestutzt und dann wurden die Bienen mit einem kräftigen Ruck über einen Trichter in die Schwarmkiste abgestoßen:

 

 

 

 

 

 

 

 

Danach sammelten sich noch einmal einige Bienen oben an den Ästen, und wir holten sie mit dem Schwarmfangsack herunter (damit wir den nicht umsonst herüber getragen hatten):

Die Bienen zogen relativ schnell in die Kiste, es wurde am Flugloch fleissig gesterzelt – alles gute Zeichen für einen erfolgreichen Schwarmfang:

Damit der Nachbar dann in Ruhe seinen Rasen mähen konnte, habe ich die Kiste dann recht bald ganz langsam zu uns in den Garten rüber getragen (umkreist von einer kleinen Bienenwolke) und auf der anderen Seite der Hecke im Schatten geparkt, wo dann die restlichen Bienen noch in aller Ruhe einziehen konnten. Sie bildeten auch schnell eine Traube an der Decke der Kiste. Ich wollte sie gleich heute Abend noch einlaufen lassen.

Vorher kontrollierte ich noch ihre Ursprungsbeute und entfernte bis auf eine besonders schöne und große alle anderen Weiselzellen, damit nicht noch ein Nachschwarm abgehen würde. Das mache ich immer echt ungern. Bei einer der letzten Schwarmzellen konnte ich dann erkennen, dass die darin enthaltene Prinzessin kurz vor dem Schlupf stand – sie war schon etwas farbig und bewegte sich. Alle anderen waren noch eher am Anfang ihres Puppenstadiums. Jetzt hatte ich noch mehr schlechtes Gewissen und hängte die Zelle kurzer Hand an einem Draht in die leer stehende Mini-Plus-Beute, gab einen Schwung Arbeiterinnen dazu und Flüssigfutter in den Futteraufsatz. Danach stellte ich die Beute in die kühle Garage. Ich wollte ihr eine Chance geben und sie als Ersatzkönigin in der kleinen Beute halten. So könnte ich im Notfall schnell auf eine Königin zurückgreifen, falls ein Volk seine verlieren würde. Ich weiß allerdings nicht, ob sie sich überhaupt fertig entwickeln würde, da die Zelle beim Abtrennen von der Wabe etwas aufgerissen war:

 

Nach zwei Tagen stellte ich die Beute dann mit offenem Flugloch vormittags auf den Balkon. Mal sehen, ob das klappt. Falls nicht hätten die Arbeiterinnen genug Futter, um sich bei ihrem alten Volk wieder einzubetteln…

Der Bericht zum Einzug des Schwarms folgt im nächsten Post – für heute habe ich Euch mit ausreichend Bildern und Videos überschwemmt

Nur noch eine Notiz an mich selbst: Überlass den Kindern die Kamera im Serienbildmodus nicht mehr mit dem Spruch „jetzt kannst Du losfeuern – das ergibt sehr viel Arbeit nach dem Herunterladen auf das Notebook…

 

Eigentlich hatte ich ja erwartet, dass das grüne Volk zuerst schwärmt, denn die hatten ja schon eine verdeckelte Nachschaffungszelle neben etlichen Schwarmzellen gehabt. Aber Pustekuchen! Vielleicht wollten sie doch nur umweiseln? Am Donnerstag behielt ich die Kiste genau im Auge, bis kurz vor 12 tat sich jedoch gar nichts. Als ich dann vom Laufen nach Hause kam, wieder Fehlanzeige, alles ruhig auf der Garage, und auch in der Schwarmkiste im Keller war alles schön ruhig. Die Wettervorhersage für den Nachmittag war gut, also planten wir schon mal das Einlaufen von Diana I. und ihrem Volk in die neue Einraumbeute.

Gerade als ich zum Duschen gehen wollte, kam Leonie wahnsinnig aufgeregt ins Haus geschossen: „MAMA! Da sind ganz viele Bienen im Garten!!!“. Ich dachte sie würden nun gerade losfliegen, aber wieder lag ich daneben – denn sie hingen schon, und zwar in einer Bilderbuchtraube am Holunder!

 

Was für ein Riesending!

Da ich das Gefühl hatte, dass unsere normale Schwarmkiste dafür zu klein war, musste ich schnell eine improvisieren.

Karton + Gitter + Panzertape = Schwarmfangkiste! Mit meinen zwei Schwarmfanghelfern ging es dann gleich an die Arbeit:

Etwas anfeuchten:

Ästchen abschneiden, Traube in die Kiste gleiten lassen, schnell dem Junior abnehmen, weil der Karton so schwer wurde:

Schnell zu machen!

„Äh, Markus, wir hätten da noch einen Schwarm für dich!“ 😉

Und so kam es dann auch. Irmgard I. zieht mit ihrem Volk zu unseren Freunden um. Was mich sehr freut, denn so können wir sie hin und wieder mal besuchen! 🙂 Am nächsten Tag sind die Bienen dort eingelaufen, und das Wiegen ergab ein Schwarmgewicht von stattlichen 3,5kg! Je nach Literatur wird ein Gewicht von ca. 100mg für eine Arbeiterin angegeben, das wären dann um die 35ooo Bienen!

Nach einem kurzen Intermezzo auf dem Tennisplatz bestätigte sich dann leider die Vorahnung, dass das schöne Wetter heute doch noch sein Ende finden könnte, daher wurde schnell alles vorbereitet, um den ersten Schwarm noch schnell in sein neues Zuhause einlaufen zu lassen.

Gemeinsam mit den Miniimkern ging es auch gleich los:

Hui, sind das viele!

Sie sind gleich zügig losmarschiert und haben auch prompt das Flugloch verstopft und schwappten nach unten über den Pflasterstein:

Beeilt euch bitte!

Der Pflasterstein (eigentlich zur Fixierung des Leintuchs) entpuppte sich als schier unüberwindbares Hindernis, erst als ich ihn gedreht hatte und die Bienen etwas angeschoben hatte, machten sich auch diese Nachzügler auf den Weg nach oben.

Der Regenschauer erforderte weitere Improvisation:

Und das war dann der Endstand des Tages – den letzten war es dann zu kühl und nass um weiterzulaufen.

Das Wiegen der leeren Schwarmbox ergab ein Schwarmgewicht von genau 3 Kilogramm!

Sie hingen am nächsten Morgen immer noch so da, ein leichtes Anschieben brachte jedoch Schwung in die Truppe, und nach kurzer Zeit konnte ich das Brett dann entfernen. Ein schneller Blick auf das Wachstuch und in den leeren Raum ergab, dass die Traube schön in den Rähmchen hing und der Temperatur nach auch schon mit dem Bauen begonnen hatte. Kurze Zeit später waren die ersten Bienen beim Einfliegen zu beobachten:

Was für zwei aufregende Tage! Und toll, was für riesige Schwärme die beiden Völker hervorgebracht haben. Schön, dass nun alle drei Kisten besetzt sind! Ich bin auch schon gespannt, was die Kontrolle der Altvölker morgen ergibt. Wer weiß, vielleicht ist der zweite Schwarm ja gar nicht von uns! 😉 Spannend wird auch sein, ob die beiden neuen Königinnen erfolgreich ihre Hochzeitsflüge absolvieren können!