Am 9. Juni kam von einer Pädagogin der Montessorischule mittags der Anruf „Da hängt ein Bienenschwarm im Schulgarten!“. Ich wollte es ja erst gar nicht glauben, dass er „von uns“ sein könnte (die beiden Völker hatten am 17. bzw. 19. Mai geschwärmt). So spät noch Nachschwärme? Andererseits ist der nächste Imker ja auch nur einen Steinwurf entfernt, vielleicht war er ja doch nicht von uns. Das Wetter war noch dazu alles andere als Schwarmwetter, es war kalt regnete immer wieder. Das kam mir alles etwas seltsam vor. Das gar nicht mal so kleine Schwärmchen hing an einem der Gemüsehochbeete und war nicht so ganz leicht in die Kiste zu bewegen. Ich musste schon schmunzeln, weil ich beim letzten Schwarm gedacht hatte, dass er niedrig hing – die hier hingen eigentlich schon nicht mehr, die lagen! Aber auch kein Wunder bei dem Mistwetter…
Sie waren schon ein wenig „angepisst“, dass ich sie da jetzt noch herumschieben wollte. Irgendwie ging es aber dann doch – sehr langsam und mit Hilfe von Schaufel und Besen, nachdem ich vorsichtig das „Unkraut“ aus dem Schwarm entfernt hatte. 😉
Ich kassierte auch nur einen Stich durch die Hose, das war schon recht gnädig… Während die Nachzügler noch in die Schwarmfangkiste zogen, kontrollierte ich kurz die beiden Beuten, ob der Schwarm aus einer von ihnen stammte. Wenn überhaupt, dann kam für mich eigentlich nur das stärkere Volk in der kleinen Beute in Frage. Doch diese Beute war schön voll mit Bienen, und ich konnte sogar die neue Königin sehen, die schon sehr fleißig Eier legte.
Das war natürlich erst einmal sehr erfreulich. Sehr spontan wurde sie Maria I. getauft (nach Frau Montessori) :). Beim Blick in die zweite Beute musste ich leider recht eindeutig feststellen, dass der Schwarm wohl hier ausgezogen war. Es waren nur noch sehr wenige Arbeiterinnen in der Beute, weit und breit keine Königin, dafür aber ein paar Weiselzellen (bis auf eine alle aufgebissen). Da nur noch so wenig Bienenmasse und keine Königin in der Beute waren, entschloss ich mich kurzer Hand dazu, den Schwarm zurück in die Beute zu bugsieren (ja, ich weiß, nicht die feine Imkerart, aber bei dem mickrigen Rest an Bienen wäre das Volk nicht überlebensfähig gewesen), und die eine intakte Weiselzelle zu entfernen – dabei entdeckte ich dann, dass sie leer war! Jetzt war ich mal wieder endgültig völlig verwirrt. Erst einmal der superspäte Nachschwarm: ich hatte in diesem Volk bis auf eine Weiselzelle alle gründlich entfernt, und zwar am 19. Mai. Der Nachschwarm kam also 22 Tage später – wie konnte das gehen? Eine Königin „dauert“ von Ei bis zum Schlupf nur 16 Tage… Einzig mögliche Erklärung für mich: Aus einem Ei ist noch eine Königin entstanden, ich hatte es in einem sehr frühen Stadium übersehen. Und dann mussten die eigentlich erstgeborene Königin ein paar Tage koexistiert haben, bevor dann der Nachschwarm kam. Und dann keine Königin mehr in der Beute und die einzig intakte Weiselzelle ein „Windei“? Bei dem Wetter war auch sicher keine Königin auf Hochzeitsflug und deshalb nicht zu finden.
Wie auch immer, der Schwarm wurde in den leeren Raum der Beute abgestoßen und zog von dort zügig in die Rähmchen ein. Ich beobachtete das Geschehen durch den Plexiglasdeckel sehr genau und konnte keinerlei Kämpfe beobachten, was ich erhofft hatte, denn sie waren ja vom Geruch aneinander gewöhnt.
Ein paar Tage später waren sie bei der kurzen Kontrolle etwas laut, eine Woche später aber nicht mehr. Leider war weder Königin noch Brut zu entdecken. Eine weitere Woche später hatte ich ein echt gutes Gefühl, da das Volk ruhig und organisiert wirkte. Vereinzelt waren Pollensammlerinnen zu sehen. Und dann auch Stifte – in den Drohnenzellen, noch dazu viele in einer Zelle, zum Teil am Rand, zum Teil am Boden. Nur ganz wenige Arbeiterinnenzellen waren bestiftet, und auch hier waren alle möglichen Varianten zu sehen, zu viele Stifte, Stifte am Zellrand, und ganz vereinzelt auch mal ein Ei am Boden. Oh je, das sieht leider sehr nach Drohnenbrütigkeit wegen Weisellosigkeit aus… 😦 Ich nahm mir vor, noch ein paar Tage abzuwarten, da wohl junge Königinnen am Anfang schon mal solche Legemuster zeigen können. Sie müssen auch erst mal üben. In der Zwischenzeit machte ich mich schon mal auf die Suche nach einer geeignete Ersatzkönigin, falls meine Befürchtungen sich bestätigen würden…